Tierschutz ist unser wichtigstes Anliegen

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Circusworld
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Tierschutz ist unser wichtigstes Anliegen

Ungelesener Beitrag von Circusworld » 05.10.2010, 12:01

Martin und Alex Lacey:

Tierschutz ist unser wichtigstes Anliegen

Wir beide sind glücklich darüber, dass wir die Chance hatten, von früher Jugend an im Zoo und später im Zirkus unserer Eltern mit allen möglichen exotischen Tieren umzugehen und zu arbeiten. Unsere Eltern haben nie von uns erwartet, dass wir in ihre Fußstapfen treten würden, denn niemand weiß besser als sie, wie viel harte Arbeit und Zeit die richtige Haltung und Pflege von Exoten erfordert. Trotzdem haben wir beide schon während unserer Schulzeit im Internat beschlossen, dass wir mit Raubtieren arbeiten wollen. Wir lieben die großen Katzen.

Doch das schmerzlichste, was uns in unserem Umgang mit ihnen passiert, ist nicht, von einem Löwen gebissen oder vom Tiger mit der Tatze erwischt zu werden. Das ist für uns ein Risiko, das wir für das Zusammensein mit unseren faszinierenden Tieren in Kauf nehmen. Doch was uns wirklich weh tut, ist der Vorwurf, dass wir für unseren Profit die psychische und physische Gesundheit unserer vierbeinigen Familienmitglieder riskieren. Genau das sind unsere Tiere nämlich für uns: Familienmitglieder, die wir lieben und für deren Gesundheit und Wohlbefinden wir nach bestem Wissen und Gewissen sorgen.

Und mehr noch: Wir verstehen uns als Tierschützer und unsere Liebe zu Tieren reicht weit über die hinaus, mit denen wir täglich umgehen. Wir wollen, dass unsere und Ihre Enkel genau wie wir noch eine Chance haben werden, Löwen, Tiger, Elefanten und Nashörner in freier Natur zu sehen. Wir wünschen uns, dass die Lebensräume von Wildtieren erhalten bleiben, dass Wilderer gestoppt und der Raubbau an der Natur beendet wird. Und wir sind überzeugt, dass wir mit unserer Arbeit im Zirkus aktiv zum Tierschutz beitragen.

Wir glauben nämlich, dass Menschen nur das wirklich lieben und schützen können, was sie kennen. Dafür steht der Zirkus mit Tieren. Er gibt seinen Besuchern die Möglichkeit, faszinierende, exotische Tiere nicht nur zu sehen, sondern als Individuen kennen und lieben zu lernen. Er zeigt ihnen, dass große Raubtiere eben nicht nur Beutegreifer und perfekte Killermaschinen sind, sondern verspielte, zärtliche Katzen, deren Intelligenz sich nicht nur in ihrer sozialen Interaktion untereinander zeigt, sondern auch darin, dass sie fähig sind, eine Beziehung zum Menschen aufzubauen. Alles, was lebt, lernt und entwickelt sich – warum also sollt man Tieren die Chance nehmen, zu lernen und mit Menschen zu interagieren?

Unser Vertrauen in unsere Löwen und Tiger basiert aber nicht nur auf unserer lebenslangen Erfahrung mit großen Raubkatzen und dem Gefühl, das wir für sie entwickelt haben, sondern auch darauf, dass wir jede Gelegenheit nutzen, mit Verhaltensforschern, Tierärzten und Biologen zusammen zu arbeiten und dass wir versuchen, so viel wie möglich über unsere Tiere zu lernen.

Darum ist es für uns so schmerzlich, von Tierschützern – und wir wissen, dass viele von ihnen es wirklich gut meinen und sich wirklich für Tiere engagieren! – mit Vorwürfen konfrontiert zu werden, die schlichtweg falsch sind.

Von Wildtieren und ihrer „Freiheit“

Lassen Sie uns einige davon aufnehmen und unser Teil dazu sagen.

- Zum Beispiel: „Wildtiere sollten der Natur nicht entrissen werden.“ Genau der Meinung sind wir auch. Leider aber werden wilde Tiere dauernd verfolgt und es gibt nicht mehr genug sicheren Lebensraum für sie, weswegen immer wieder verwaiste Tiere ihren Weg in Zoos finden. Doch solange die Tiere im Zoo artgerecht gehalten werden, kann das ein Beitrag zum Artenschutz sein. Die in der Wildnis geborenen Tiere erweitern nämlich den Genpool in den Zuchtprogrammen – und das ist extrem wichtig.
Bei uns allerdings finden sie keine Wildtiere. Unsere Löwen und Tiger stammen alle aus der Nachzucht unserer Familie – und in den meisten Fällen sind sie Nachkommen von Katzen, die schon für Generationen in unserer Familie gelebt haben. Im Moment arbeiten wir mit der 10ten Generation Löwen und der achten Generation von Tigern in der Lacey-Familie. Und weil wir immer darauf Wert gelegt haben, Inzucht zu vermeiden, haben wir durchgehend mental und körperlich gesunde Tiere.
Die einzigen Tiere, die nicht von unserer Familie gezüchtet wurden, sind Martins weiße Löwen. Sie kommen aus anderen Zuchtstationen. Allerdings können weiße Löwen in der Wildnis nicht überleben. Sie sind darauf angewiesen, in menschlicher Obhut gepflegt zu werden.

- Ein anderer Vorwurf, mit dem wir immer wieder konfrontiert werden: „Tiere brauchen ihre Freiheit“.
Dazu fällt uns eine Geschichte ein, die der Schweizer Zoodirektor und Verhaltensforscher Heini Hediger berichtete. In seinem Züricher Zoo kam es immer wieder vor, dass ein Affe aus dem Käfig entkam. Meist saß er dann auf einem Baum im Zoo und wusste nicht so recht, was er nun mit der „Freiheit“ anfangen sollte. Zum Einfangen verwendete Hedigers Mannschaft einen kleinen Trick: Sie zeigte dem Affen einfach eine Schlange. Affen haben Angst vor Schlangen – und so flüchteten die Ausbrecher meist, in dem sie sich schnurstracks in ihre Käfige zurück begaben. Einer soll sogar die Gittertür hinter sich zugezogen haben. Der Käfig bedeutet für sie nämlich nicht Gefängnis, sondern Sicherheit.

Genau das ist der Punkt, über den man, wenn man mit dem Wort „Freiheit“ um sich wirft, nachdenken sollte. Für Tiere bedeutet „Freiheit“ in fast allen Fällen ständige Bedrohung durch Freßfeinde, Nahrungsmittelknappheit, allen Unbilden der Natur ausgesetzt und bei der kleinsten Verletzung in Lebensgefahr zu sein. Ein Zebra, das in ein Loch tritt und lahm geht, könnte das nächste Opfer eines Löwenrudels sein, weil es nicht mehr schnell genug fliehen kann. Ein Löwe, der sich einen Dorn eintritt, muss hungern, weil er nicht jagen kann – und wenn er Pech hat und der Dorn eitert, hungert er vielleicht sogar so lange, bis er schließlich zu schwach zur Jagd ist.

Ein anderes Element, das die meisten Menschen mit „Freiheit“ verbinden, ist die Möglichkeit, zu gehen, wohin immer man will. Doch Tiere haben diese Art von Freiheit nicht. Selbst der mächtige Tiger kann sich im Dschungel nicht frei bewegen und sich nicht dort niederlassen, wo ihm danach wäre. Seine Freiheit ist durch Reviergrenzen eingeschränkt. Ebenso können sich Löwen nur innerhalb ihres Reviers bewegen - den Versuch, im Nachbarrevier zu jagen, hat schon so mancher mit dem Leben bezahlt. Löwen schützen ihr Revier mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln – und sie haben keine Tötungshemmung gegenüber Artgenossen.

Wir können unsere Tiere nicht fragen, ob sie lieber „frei“ in der Wildnis oder bei uns im Gehege leben wollen. Aber wir sind überzeugt, dass es ihnen in unserer Obhut besser geht als ihren freien Vettern. Sie müssen nicht hungern, ihre Reviere sind nicht bedroht, sie werden tierärztlich versorgt, wenn ihnen etwas weh tut. Wenn sie verletzt sind, lassen wir Spezialisten einfliegen. Alle unsere Tiere haben Impf- und Untersuchungspläne, die manchen Menschen vor Neid erblassen lassen würden. Und zwei Tatsachen zeigen uns, dass sie sich bei uns offensichtlich wohl fühlen: Während Löwen in der Wildnis selten älter als neun Jahre werden, haben wir mit Löwen-Senioren zu tun – wie zum Beispiel Alexanders Masai, der 16 Jahre alt ist und seine Auftritte in der Manege immer noch genießt und Martins alte Löwin Flo, die mit 26 Jahren immer noch lebte und sogar – natürlich mit einem ihrem Alter angepassten „Schonprogramm“ – immer noch auftrat.

Der zweite Beweis für das Wohlbefinden unserer Tiere: Sie pflanzen sich munter fort. Wenn wir unsere Tigerinnen und Löwinnen lassen würden, hätten sie – wie in der Natur – jedes zweite Jahr Nachwuchs. Aber wir züchten nur für unseren eigenen Bedarf. Wir wollen keine Tiere verkaufen, darum züchten wir nur so viele Löwen und Tiger, wie wir mit gutem Gewissen aufziehen, trainieren und als Nachwuchs in unseren Gruppen einsetzen können.

- Ein anderer Vorwurf, der uns immer wieder trifft: „Dressur ist Tierquälerei und basiert auf Zwang.“ Mit Verlaub: Wir sind keine potenziellen Selbstmörder. Wenn wir versuchen würden, unsere Tiger und Löwen zu „zwingen“, wenn wir beim Training aggressive Methoden anwenden würden, könnten wir damit rechnen, dass Aggression zurück kommen würde. Und damit würden unsere Chancen, heil und in einem Stück wieder aus dem Zentralkäfig heraus zu kommen, deutlich schrumpfen.

Dressurkunst – und ja, wir sehen es als eine Kunstform - basiert auf dem natürlichen Artverhalten der Tiere, auf Vertrauen und positiver Motivation. Wir „zwingen“ nicht, sondern setzen darauf, dass unsere Großkatzen verspielt sind, dass sie auf uns als ihre Alpha-Tiere vertrauen und von uns Lob und Leckerchen haben möchten. Für unsere Tiere sind Training und Vorführung Spiel und Unterhaltung – und wenn sie einmal keine Lust zum Auftreten haben, dürfen sie in ihrem Gehege bleiben und wir akzeptieren das als Ausdruck ihrer Individualität.

- „Die ständige Reiserei im Zirkus ist Stress für die Tiere“. Wir haben das nie so empfunden, aber wir wollten es sicher wissen. Darum ließ Martin seine Löwen auf einer Winter Tour von Monte Carlo nach München – eine Strecke von 1200 km und damit sehr viel weiter als die üblichen 50 – 80 km, die wir auf den Sommertourneen zwischen zwei Spielorten reisen – untersuchen. Die Test wurden vom renommierten Verhaltensforscher Dr. Immanuel Birmelin vorgenommen und das Ergebnis war eindeutig: Keines der Tiere, noch nicht einmal die jungen Löwen, zeigten irgendwelche Streßsymptome. Sie haben nach Katzenarzt den größten Teil der Reise in ihren beheizten Wagen verschlafen.

Wir sind froh, dafür nun Zahlen und Fakten bieten zu können. Doch verwundert hat uns das Ergebnis nicht. Wir haben unsere Tiere viele Jahre auf Reisen beobachtet und wir haben nie erlebt, dass sie nervös wurden oder gestresst wirkten. Unsere Löwen und Tiger sind das Reisen nämlich von frühester Jugend an gewöhnt. Und im Gegensatz zu uns, die wir uns in jeder neuen Stadt auf den neuen Platz einstellen müssen, verändert sich für unsere Tiere nicht viel. Ihre Wagen und Außengehege sind immer ähnlich angeordnet, ihre Routine bleibt erhalten, ob wir nun an Nordsee, an der Cote d’Azur, in Franken oder in unseren Winterquartieren sind.

Tiger und Löwen haben aber einen extrem guten Gehör- und Geruchssinn, daher hat das Reisen von einem zum anderen Ort sogar einen Vorteil für sie: Sie bekommen jede Woche eine andere Aussicht von ihrem Gehege aus angeboten; der Boden unter ihren Pfoten fühlt sich anders an; die Gerüche und Geräusche sind anders – und unsere Löwen und Tiger genießen die Abwechslung. Sie finden die Neuentdeckung eines Geheges immer wieder spannend und erhalten dadurch Anregung. Darauf – und nicht nur auf die Größe der Gehege, obwohl unsere sehr groß sind – kommt es übrigens laut Verhaltensforschern an, wenn es um artgerechte Haltung geht. Der Zirkus ist da vorbildlich.

Wir schätzen und respektieren, dass sich heute viele Menschen engagiert dem Tierschutz verschreiben. Wir verstehen und finden es wichtig, dass sie kritisch sind. Darum wünschen wir uns, dass sie uns Fragen stellen und uns eine Chance geben, ihnen unsere Tiere zu zeigen und darüber aufzuklären, was wir mit ihnen tun und warum wir überzeugt sind, dass Zirkus mit Tieren wichtig und richtig ist.

Herzlich
Alexander Lacey
Martin Lacey

Sommer 2010

http://www.laceys-lions.com/martin_lace ... 0Lacey.pdf
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