Die Vergangenheit ...

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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 21.11.2008, 20:20

Abstieg und Aufstieg
Erinnerungen an das Jahr 1971


Wisst ihr was das Postbüro beim Circus Barum-Safari 1971 war ?
Adressenschreiben, Adressenschreiben, Adressenschr........, kuvertieren, kuvertieren, kuv........., verschicken von tausenden von Werbebriefen mit Gutscheinen jeden Tag, wochenlang. Einzige Abwechslung war der Auf- und Abbau des Restaurationszeltes, bei dem auch das Büroteam mit anpacken musste. So schaffte ich mit Volker Reinke und anderen an verschiedenen Fronten. Für diesen Job liess ich mich von Wolfgang Paschke anheuern und gab dafür eine gesicherte Stelle beim Staat auf. Wie ernüchternd war dieses Abenteuer und so war es die willkommene Gelegenheit als Raubtierkutscher dieser gleichförmigen Hölle zu entrinnen. So erlebte ich neben dem systematischen Aufstieg des Circus Barum, auch sehr hautnah den Abstieg von Gerd Siemoneits gemischter Raubtiergruppe, mit der er in der Circusbranche international berühmt wurde. Begonnen hatte die Verkleinerung der Tiergruppe schon vor meiner Zeit. Doch auf dem engen Platz der Kiesgrube von Lindenberg im Allgäu, nach einem hektischen schwülen Aufbautag passierte das Unglück. Der Kutscher Fritz war nur einen Moment unkonzentriert und der Löwe Pascha drückte einen Holzschieber auf und stürzte auf das letzte Puma dieser Gruppe.
Ein Prankenschlag und ein Biß des Löwen machten dem Puma ein schnelles Ende. Der schnell herbeigerufene Tierarzt konnte nur noch den Tod feststellen. An diesem Abend gab es im Raubtiercircus Barum-Safari keine Raubtiere zu sehen. Der Kutscher Fritz wurde mit Vorwürfen eingedeckt und Siemoneit trauerte um eines seiner Lieblingstiere.

Bild
Circus Barum-Safari 1971 in Lindenberg im Allgäu

Nur wenige Tage später in Überlingen am Bodensee, nach ebenso hektischen wie schwülen Wetter kam es im total ausverkauften Circus zu einem weiteren Unfall.
Eine Mutter schickte beim Hereinlassen der Raubtiere ihr Kind zu den lieben Löwen (zu “Claerence” - wie der schielende Löwe im Fernsehen hiess) und das Kind griff bevor wir es verhindern konnten nach Onyx, dem schwarzen Panther, der gerade im Lauftunnel auf seinen Einsatz wartete. Dieser packte das Kind durch das Gitter und hielt mit den Pranken den Kopf fest. Ich versuchte Onyx abzulenken, indem ich in am Schwanz zog und diesen verdrehte. Umsonst! Erst nachdem Gerd Siemoneit mit einem Stock stark auf Onyx einprügelte, liess dieser sein Opfer los. Ein Sanitäter trug das blutüberströmte Kind davon. Nachdem Gerd Siemoneit wieder im Sattelgang war, sagte er nur “Mein Gott, der hat es aber fest gepackt!” und sah mich einen Moment wie einen Freund an, mit dem er die Hölle durchstanden hatte. Kurze Zeit später hatte er die Fassung wieder und führte die Raubtiernummer scheinbar gelassen souverän vor, nur auf den Panthersprung in seine Arme verzichtete er und dies nun für einige Wochen. Onyx hatte Blut geleckt und musste sich erst wieder beruhigen. Dem Kind wurde das Gesicht aufgerissen, ein tragisch trauriger Unfall. Doch die meisten Zuschauer merkten nichts und eine kleine Pressenotiz am Tag darauf in der Zeitung war nicht spektakulär genug um das Publikum zu verschrecken. Es wurde eher angelockt und das ganze Gastspiel war ein Riesenerfolg. Nach meiner Zeugenvernehmung durch einen Polizeibeamten habe ich von dieser Sache nichts mehr gehört.

Die Gemischte Gruppe von Gerd Siemoneit mit den Leoparden Onxy und Alpha, den Tigern Cora und Mara und den Löwen Prinz und Pascha arbeitete noch einige Jahre im Programm, souverän und elegant präsentiert vom Meisterdompteur. Ein edler Rest einer glanzvollen Dressur, die am strapaziösen Aufbau eines nun fast beispielhaften Circusunternehmens zerfiel. Ein hoher Preis! Doch die Treue zu seinen Tieren, die ihn berühmt gemacht hatten, blieb bis zu deren Ende erhalten, Da sassen sie nun, alt aber zufrieden in der Tierschau und nahmen am Rhythmus des Circus weiterhin stillen Anteil. Immer wenn ich in die Tierschau kam und diese Tiere sah, dachte ich an ein Stück bedeutsamer Circusgeschichte, an der ich für einen kleinen Zeitabschnitt Anteil hatte.

Geschrieben ca. 1980 / Editiert 2006

P.B.
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Hermann N. » 22.11.2008, 11:25

Ich möchte auch mal ein wenigüber die Direktion vom Circus Krone erzählen.
Als ich bei Krone anfing,war es in den ersten Jahren immer üblich das wenn Frau Sembach-Krone Geburtstag hatte in der jeweiligen Stadt ein Saal gemietet wurde und alle Leute vom Circus Krone eingeladen wurden.Es war immer sehr lustig und ein großes Ereignis für uns.
Ich kann mich gut noch an Stuttgart erinnern,Frau Sembach hatte Geburtstag und ein Kutscher vom Exotenstall wollte Ihr eine ganz besondere Freude machen.Er ging Nachts in eine Park und klaute alle Blumen die er mitnehmen konnte,dann schrieb er mit Sägespäne vor dem Wohnwagen von der Familie Sembach ganz groß "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und verteilte die ganzen Blumen drauf.Es sah unheimlich toll aus.Nur stand dann aber am nächsten Tag in der Zeitung das Unbekannte den Stadtpark verwüstet hatten.
Ich weiß noch genau was das für ein Theater war,Frau Sembach fand es nicht mehr so schön und ich glaube ich Sie hatte den Schaden damals bezahlt.Der dicke Franz wurde ein wenig ausgeschimpft,abber man merkte es Frau Sembach irgendwie an das Sie sich trotzdem über diesen Geburtstagsgruß gefreut hatte.
Ich glaube Franz ist heute noch beim Krone im Winterbau habe ich Ihn vor ein paar Jahren noch getroffen und er hilft dort ab und zu noch aus.
Gruß
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 22.11.2008, 13:19

Hermann N. hat geschrieben:Ich möchte auch mal ein wenigüber die Direktion vom Circus Krone erzählen.
Als ich bei Krone anfing,war es in den ersten Jahren immer üblich das wenn Frau Sembach-Krone Geburtstag hatte in der jeweiligen Stadt ein Saal gemietet wurde und alle Leute vom Circus Krone eingeladen wurden.Es war immer sehr lustig und ein großes Ereignis für uns.
Sprichst von Frieda oder Christel ?

So eine Geburtstagsparty, allerdings im Chapiteau erlebte ich mal mit Heinz Geier im BuRo.
Ist schon viele Jahre her, aber es war ein schöner Abend! :D
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Hermann N. » 22.11.2008, 16:00

Peter hat geschrieben: Sprichst von Frieda oder Christel ?
Ich meinte Frau Frieda Sembach-Krone.
CSK hat ja im Dez.glaub ich Geburtstag und da gab es nur Private Partys.
Gruß
Hermann
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 22.11.2008, 16:16

Hermann N. hat geschrieben: CSK hat ja im Dez.glaub ich Geburtstag und da gab es nur Private Partys.
Gruß
Hermann
Christel Sembach-Krone müsste nun im November Geburtstag haben, daher überlegte ich, welche Blumen da noch im Stadtpark zu ernten waren. :mrgreen:
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 22.11.2008, 16:22

Klein Helmut

In eine ganz normale Familie wurde der Zwerg Helmut Werner 1935 geboren. Die Schulzeit verbrachte er in Landsberg am Lech. Mein älterer Halbbruder war ein guter Freund von ihm und sie waren freche Lausbuben, die oft etwas anstellten. Aber wenn sie flüchten mussten, waren dazu Helmuts Beine zu kurz. So nahmen ihn zwei Freude kurzerhand in die Mitte, hoben ihn hoch und so rannte das Dreiergespann davon.
Meine Mutter erzählte mir, wie Helmut den Glöckner von Notre Dame spielte und mit grässlichen Geschrei die Leute verschreckte.

Nach einer schweren Lehre als Motorenwickler fand er den Weg zum Circus, wo er seine Heimat fand. Bekannt wurde er vorallem als Klein-Helmut beim Circus Krone und mit der Fernseh-Serie “Salto Mortale”.

Ich begegnete ihm immer wieder und da ich selbst ein Zweimetermann bin, sagte Helmut oft. “Komm hock dich na.” Denn dann musste er sich sein Genick nicht so verrenken. Oder er stand auf seinem Podest im Eingangsbereich des Circus Krone, dann lächelte er mich an und fragte mich nach meinem Bruder.
Immer wieder kreuzten sich unsere Wege, sprachen über eine seiner Tanten, die ich auch gut kannte und über andere Bezüge ausserhalb des Circus.
In den letzten Jahren haben sich unsere Wege verloren. Mein Bruder starb vor zwei Jahren. Helmut ist nun 73 Jahre alt. Ich wünsche im Gesundheit und Glück !

Weiss einer hier, wo er nun lebt und wie es ihm geht ?
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Hermann N. » 22.11.2008, 16:51

Peter hat geschrieben: Weiss einer hier, wo er nun lebt und wie es ihm geht ?
Helmut hat sich damals eine Wohnung in Erding bei München gekauft und dort wird er wohl auc noch sein.Ich habe Ihn noch oft bei Krone zur Premiere im Winterbau getroffen,aber die letzten Jahre war ich nicht mehr in München zur Premiere,weil es mir zu weit weg ist.Wohne in der Oberpfalz.
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Michael B. » 22.11.2008, 17:00

Hallo Peter,

könnte noch Stunden damit verbringen,Deine "alten" Geschichten zu verschlingen.Herrlich wenn jemand so nah am Geschehen war und vor allem über mein Lieblingsunternehmen BARUM soviele Anekdoten zu berichten weiß.
Nur weiter so.

Gruß
Michael
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 22.11.2008, 17:10

Michael B. hat geschrieben: Nur weiter so.

Gruß
Michael
Dann ergänze ich mal obige Geschichte. ;)
Nur wenige Tage später in Überlingen am Bodensee, nach ebenso hektischen wie schwülen Wetter kam es im total ausverkauften Circus zu einem weiteren Unfall.
Der Platz war ein leicht schräger Wiesenplatz. Damals hatte der Circus noch ein altes Holzgradin, das im vollbesetzen Zustand auf einer Seite einzustürzen drohte. Die Stützen gaben auf dem feuchten Wiesenboden nach.
Hubert, Harry, Rudy, Toni und andere legten Seile um die Stützen und zogen mit Traktoren die Stützen wieder gerade. Kein Besucher bemerkte die kritische Situation.
Aber da das komplette Zeltteam damit beschäftigt war, fehlten einige Requisiteure im Zelt. Dadurch war der Tunnel nur einseitig gesichert und nicht auf der dem Publikum nahen Gegenseite. Nur dadurch konnte das Kind an den Tunnel laufen.
Ein unglückliche Verkettung mehrerer Pannen, mit einem schlimmen Ende.
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Wolfgang A. » 23.11.2008, 06:12

Meinen ersten Tag 1973 im Circus Willy Hagenbeck erlebte ich nach dem Aufbau in Neumünster als Requisiteur. Ich war ganz stolz in der Uniform. Schwarze Hose, rotes Jackett, weißes Hemd und schwarze Krawatte.Da ich ja noch keine Ahnung hatte,war mein Platz am Vorhang. So brauchte ich halt nur dem Degen, dem zweiten Mann am Vorhang, zusehen und das Gleiche wie er machen. Hatte auch gleich zwei Erlebnisse. Frankie Babusio war mit seiner Clown-Nummer an der Reihe. Es fielen dabei, gewollt, immer mal Requisiten auf den Boden. Diese sammelte dann der Oberrequisiteur Rück ein und brachte sie nach hinten. Einige blieben auch im Zelt und die ließ er dann auf die Piste fallen. Babusio war hinterm Vorhang im Sattelgang. Rück holte dessen Hut aus der Manege und drückte ihn mir in die Hand. Ich wusste nichts damit anzufangen, öffnete leicht den Vorhang und warf ihn nach hinten. Unbefangen stand ich an meinem Platz als von hinten eine Hand durch den Vorhang kam, mich an der Krawatte packte und nach hinten zog. Es war Babusio, der mich wütend an sich zog und wüst beschimpfte, wie ich mit seinem Hut umging. Ich war so perplex, das ich nur stammeln konnte, ich sei neu und hätte keine Ahnung wie ich mit den Sachen umgehen solle. Peter Weyganda,Rück und Emil Reith beruhigten ihn dann wieder. Es war förmlich zu sehen, wie schwer es den Dreien fiel nicht laut los zu lachen. :D Für den Rest seiner Nummer und in der Abendvorstellung durfte ich seine Sachen nicht mehr anfassen. Jedes Mal, wenn er mir begegnete, sah er mich an als wolle er mich auffressen. :evil: Ich dachte dann bloß immer :blöder Franzmann :mrgreen: , bin ja sowieso nur heute im Zelt. Wusste nämlich schon, das ich ab dem nächsten Tag dem Aussenkommando angehören sollte. Das zweite Erlebnis war ein Pferd. Dieses war während der Vorführung durchgegangen und galoppierte auf den Vorhang zu. Hier schlug ich mich besser. Aufgewachsen in einem Dorf bei Kiel, habe ich als Schuljunge nachmittags beim Bauern gearbeitet und war viel selbständig mit den Pferden unterwegs. Ich weiß nicht wie, aber Geistesgegenwärtig :idea: riss ich den linken Arm hoch und steckte dem Pferd Zeige-und Mittelfinger in jeweils eine der Nüstern und drückte, wie es mir Bauer Bruno für solche Situationen beigebracht hatte, leicht zu. Das Pferd stand. Mit der Rechten packte ich es am Zaumzeug und führte es wieder in die Manege. Nach diesen beiden Begebenheiten war es gar nicht schlimm, das ich nur diesen Tag als Requisiteur verbringen sollte. ;)
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Hermann N. » 23.11.2008, 12:38

Bei Krone gab es damals auch einen Clown mit Namen Babusio,es war Eugen.Er hat damals mit den Bentos zusammengearbeitet.War eine wirklich gute Clownnummer.Seine Frau war nach seinem Tod noch lange an der Kasse bei Krone tätig.Mir fallen so viele Namen ein von der Krone Zeit.Zb.Otto Kolmsee,ein toller Mann der für jeden ein gutes Wort übrig hatte.Seine Frau machte damals die Tierschaukasse,dort traf man Ihn auch oft an wenn er Zeit hatte.Es gab immer viel zu erzählen.
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 23.11.2008, 13:05

Hermann N. hat geschrieben:Zb.Otto Kolmsee,ein toller Mann der für jeden ein gutes Wort übrig hatte.
Genau, diesen habe ich auch in bester Erinnerung ! :D
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Hermann N. » 23.11.2008, 15:19

ja,gab es noch einige,z.B.Maurice Houcke,ein toller Pferdedresseur,Klein Helmut hat der Peter ja schon erwähnt,aber es gab ja auch den Kleinen Walter.
Hier fällt mir noch etwas ein.
Als ich bei Krone anfing war es noch so üblich das punkt 24:00Uhr der Strom abgeschaltet wurde,wenn man dann nach 24:00Uhr in seinen Wagen kam,gab es nur noch eine Kerze um ins Bett zu finden.Wurde aber später abgeschafft und man hatte 24Stunden Strom.
Ich glaub das kann sich heute niemand Vorstellen.
Gruß
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 23.11.2008, 15:36

Hermann N. hat geschrieben: Als ich bei Krone anfing war es noch so üblich das punkt 24:00Uhr der Strom abgeschaltet wurde,wenn man dann nach 24:00Uhr in seinen Wagen kam,gab es nur noch eine Kerze um ins Bett zu finden.Wurde aber später abgeschafft und man hatte 24Stunden Strom.
Ich glaub das kann sich heute niemand Vorstellen.
Gruß
Hermann
Derartiges erlebte ich vor wenigen Jahren noch bei einigen Circussen. Dafür ratterten dann nachts die privaten Stromaggregate. Da gab es recht geizige Direktionen. :o
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Hermann N. » 23.11.2008, 17:50

Nun einmal etwas lustiges
Wir waren mit dem Abbau fertig und es ging in die nächste Kneipe.Bei den Tierwagons gab einen Aufpasser und er war ein ganz schön abgekochter Typ.Er untersuchte immer die Bundesbahnwagons die neben den Tierwagons standen.
Wir kamen leicht angetrunken am Bahnhof an,da kam er und fragte uns ob wir Schuhe brauchen würden.
Klar brauchten wir alle Schuhe,er schob eine wagontür auf und und sahen jede menge Karons die voll mit Schuhen waren.
Also jeder schnappte sich ein paar Kartons und brachte die ins Wohnabteil-Ein paar von den Kutschern hatten wärend der Reise nach Luxemburg die Kartons zerrissen und aus dem fahrenden Wagon geschmissen.Die waren sich aber nicht bewusst das sie eine Spur legten.Als wir in Luxenburg auf dem Platz ankamen,stand die Polizei schon dort.Die warteten dann so lange bis alle Mannschaftswagen auf dem Platz waren.Dann ging es los,wir mussten unsere Abteile aufmachen und würden alle durchsucht.Nur die fanden keine Schuhe,wir waren so clever und hatten alles gut versteckt.Herr Sembach war stinksauer, aber irgendwie froh das die Polizei nichts gefunden hatte. Wir wurden noch Tagelang beobachtet und uns wurde auf die Füße geschaut ob wir neue Schuhe anhatten.Einige haben dann Ihre neuen Schuhe nachts irgendwo entsorgt,die anderen haben glaub ich erst nach Monaten Spaß an den neuen Schuhen gehabt.Ich persönlich habe mich nach diesem Vorfall aus solchen Aktionen zurückgehalten.Mir ging damals ganz schön die Muffe.
Gruß
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Wolfgang A. » 23.11.2008, 18:56

Wir waren nicht ganz so schlimm, sondern haben nur immer Kohlen und Briketts abgegrast. Von den Waggons die Waren enthielten, haben wir die Finger gelassen. Klare Ansage vom Zeltmeister, der wusste inoffiziell, das wir uns an den Kohlen-Waggons bedienten.
Gruß Wolfgang A.

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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 23.11.2008, 19:25

Kohlen haben wir auch organisiert ;) , aber mehr nicht.

Aber zu damaliger Zeit hatten wir neben den verlässlichen Haudegen auch viele Vorbestrafte dabei, bei denen man nie wusste woran man war.
1972 fuhr ich öfters in die Penne (Obdachlosenasyl) und suchte da Arbeitswillige. Mit drei bis vier fremden Gestalten war ich dann nachts im Auto unterwegs. Das war schon manchmal unheimlich, vorallem wenn man dann Tage oder Wochen später erfuhr, wen man da alles transportierte. Manche hauten nach kurzer Zeit wieder ab oder wenn eine Poizeikontrolle auf den Platz kam. Da erfuhr ich dann auch einmal, dass ich einen gesuchten Schwerverbrecher von einer Penne mitgenommen hatte. :roll:
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Hermann N. » 23.11.2008, 19:55

Wolfgang A. hat geschrieben:Wir waren nicht ganz so schlimm, sondern haben nur immer Kohlen und Briketts abgegrast. Von den Waggons die Waren enthielten, haben wir die Finger gelassen. Klare Ansage vom Zeltmeister, der wusste inoffiziell, das wir uns an den Kohlen-Waggons bedienten.
Hallo Wolfgang
Kohle war bei uns auch nicht sicher.
Die anderen Wagons wurde nach Luxemburg auch in ruhe gelassen.Und ich hab mich sowieso danach immer von allem rausgehalten.
Es war ja früher so wie der Peter schon schreibt,auch bei Krone gab es viele die gerade aus dem Knast kamen,oder irgendwie gesucht wurden.
Aber es gab auch ganz nette Kollegen die auch Jahrelang am Geschäft blieben.
Man muß eben alles mal mitgemacht haben und ich war damals sehr Jung.Heute kann ich nur noch drüber Lachen.Trotzdem war es eine schöne Zeit
Gruß nach Kiel
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 23.11.2008, 23:42

1971 gastierte Barum-Safari in Freudenstadt im Schwarzwald, ein Dreitagesgastspiel und danach war ein Reisetag nach Landau in der Pfalz. Diesen freien Tag feierten wir auf den Loren sitzend mit viel Bier und trieben Scherze vom fahrenden Zug herab mit den Mädchen in Sichtweite. Wenn der Zug hielt spurteten wir zum Bahnofskiosk und holten neue Getränke. Wenn dann plötzlich der Zug anfuhr rannten wir dem hinterher und hechteten auf die letzte noch erreichbare Lore. Nun mussten wir unter den schaukelnden Wägen hindurch robben, bis wir unsere Wägen wieder erreichten. Heikel war es unter dem immer etwas nässenden Toilettenwagen hindurch zu kommen. So waren wir Bahnakrobaten und hatten eine Riesengaudi auf solchen Touren.
Toni von der Gathen hatte ein Luftgewehr. Wenn der Zug hielt wurden in der freien Landschaft die leeren Bierflaschen und Dosen auf Pfosten gesetzt und Toni zeigte was er konnte. :mrgreen:
Es war Sommer, die Sonne lachte uns an und wir waren eine lustige leicht angetrunkene Truppe. In der Pfalz brütete die Hitze und der Aufbau wurde anstrengend. Alles trieb es uns per Schweiss heraus, als wir im Viererrundschlag die Anker in den Boden trieben. Die Haut klebte und braun gebrannt standen wir da. Schade, dass es davon keine Fotos gibt. :roll: :lol:
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Wolfgang A. » 24.11.2008, 07:10

Moin Hermann,
Grüße zurück an den Ex-Kieler. Auch bei uns gab es einige, die sich auf diese Art verstecken wollten. Wie Peter schon sagte, bei der nächsten Polizeikontrolle waren die wieder weg. Im Winterquartier verringerte sich die Zahl der Stamm-Mannschaft aus unterschiedlichen Gründen. Gerade um die Weihnachtszeit. So fuhren dann immer wieder mal der Zeltmeister oder der Chef-Elektriker nach Frankfurt, Düsseldorf oder Köln um neue Leute "einzufangen". Man konnte aber davon ausgehen, das von zehn einer hängen blieb und auf den einen konnte man sich dann auch verlassen. Die anderen haben sich eine Woche richtig satt gegessen, die erste Wochenlöhnung mitgenommen und dann den Abflug gemacht. Das galt auch für diejenigen, die während der laufenden Saison einstiegen. Man konnte sie immer schön einordnen. Wer gleich mit einem Koffer ankam der blieb und wer nur leichtes Handgepäck hatte, blieb bis zur Löhnung. Meistens sogar nur bis zum "Schusstag", das war der Mittwoch. Da gab es immer ein Pfund(20 DM) als Vorschuss. Den zahlte immer der Betriebsleiter aus. Die Löhnung gab es dann am Samstag im Personalbüro.
Gruß Wolfgang A.

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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Hermann N. » 24.11.2008, 11:36

Moin Wolfgang
Na Du bist aber schon früh in gange.
Also bei Krone gab es nur alle 10Tage Geld und der Personalchef tat immer so als wenn es sein Geld ist was er auszahlte.Es gab immer ein Theater wenn man mal etwas mehr brauchte.
Krone hatte früher immer ein Schild draussen stehen wenn er Leute suchte.Klappte auch fast immer.Wenn mal nicht genug Personal da war,dann sind wir vom Stall beim Abbau eingesprungen,es wurde extra bezahlt und war immer ein kleiner Nebenverdienst.
Gruß nach Kiel und den rest der Welt
Hermann
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Wolfgang A. » 24.11.2008, 19:32

Hallo Hermann,
die Nächte sind halt kurz im Norden :D . Bei uns war es auch so. Da die Stallungen eher abgebaut waren als das Chapiteau, konnten die Stallkutscher bei uns helfen und bekamen dafür extra bezahlt. Es war aber keine Pflicht und so kamen nur Freiwillige, bis auf ein mal. Da waren wir nur noch acht Mann am Zelt und der Zug wartet ja bekanntlich nicht. Da mussten dann die Leute vom Stall, nachdem sie mit ihrere Arbeit fertig waren, alle bei uns mit ran. Haben aber für diesen Abbau gerade eine Stunde länger gebraucht als normalerweise. Bei der Beladung an der Bahn gab es keine Verzögerung und wir hatten dann noch zwei Stunden Zeit bis zur Abfahrt.
Gruß Wolfgang A.

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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Bettina » 30.11.2008, 20:22

Sind ja alles recht unterhaltsame Geschichten, erzählt doch noch mehr. Heitert mich neben meiner Abschlussarbeit ein wenig auf ;-)

Eine Frage zu den Ex-Knackis in der Zirkusmannschaft: Wie war denn das Arbeiten mit denen? Wusste die jeweilige Direktion welche Gestalten sie sich da geangelt hatte? Schließlich lebt man doch mit denen im Zirkus recht eng zusammen, wenn da ein gesuchter Schwerverbrecher nebenan lebt, is man doch nicht mehr sicher. Was haben die denn alle angestellt?
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 30.11.2008, 20:46

Bettina hat geschrieben:Eine Frage zu den Ex-Knackis in der Zirkusmannschaft: Wie war denn das Arbeiten mit denen? Wusste die jeweilige Direktion welche Gestalten sie sich da geangelt hatte? Schließlich lebt man doch mit denen im Zirkus recht eng zusammen, wenn da ein gesuchter Schwerverbrecher nebenan lebt, is man doch nicht mehr sicher. Was haben die denn alle angestellt?
Die Schwerverbrecher waren nicht lange dabei. Spätestens wenn eine Polizeikontrolle auf dem Platz war, suchten diese das Weite.
Die Mehrheit waren lustige "Haudegen", über die man nicht soviel vergangenes wusste. Wer davon straffällig war, hatte seine Strafe abgesessen und hatte beim Circus eine neue Heimat gefunden, was in der bürgerlichen Gesellschaft nicht so einfach war.
Beim Circus zählte nicht die Vergangenheit, nur die Gegenwart und wer da gut arbeitete wurde vorurteilsfrei so genommen wie er war. Ich lernte da einige "bewegte Schicksale" kennen, welche ihre Jahre abgesessen hatten, aber nun echt dufte Typen waren. Einige konsumierten auch reichlich Alkohol und hatten dann zeitweise ihren Katzenjammer. Damit musste man leben. ;)

Als ich 1974 mal vertretungsweise die Reklamekolonne bei Elfie Althoff-Jacobi übernahm, vertrat ich dort den Reklamechef, der eine kürzere Haftstrafe antreten musste. Er war eine illustre Person, aber auch ein verlässlicher und erfahrener Reklamemann.
Solche Fälle waren nicht häufig, aber kamen gelegentlich vor.
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Wolfgang A. » 30.11.2008, 21:05

Die wirklich schweren Jungs waren auch in der Minderzahl. Viele waren gescheiterte Existenzen. So hatten wir einen Stallkutscher, der durch Scheidung zum Alkohol kam und so seinen Arbeitsplatz als Journalist bei einer Münchener Zeitung verlor und bei uns landete. Ein sehr intelligenter Mensch, aber durch den Alkohol eben runter gekommen. Er hatte einen sehr guten Draht zu den Tieren. Bedingt durch seinen Alkohol-Konsum hat er es dann aber nicht lange bei uns gemacht. War irgendwann, es war in Tübingen, wieder verschwunden. Machte dann aber noch eine Dummheit. Vom Bahnhof aus rief er im Büro an und hat mit leicht verstellter Stimme gesagt, es sei eine Bombe im Circus versteckt. Wir bekamen es erst mit, als die Polizei anrückte. Das Zelt war voll. Da wir vom Aussenkommando am Besten wussten, wo irgendwo etwas sein könnte, was nicht dort hin gehört suchten wir im und unter dem Zelt alles ab, während die Polizei sich um den Aussenbereich kümmerte. Musste ja alles recht unauffällig geschehen,so das nichts vom Publikum bemerkt wurde. Klappte auch ganz gut. Gefunden wurde nichts. Zum Glück hatte unser Organisator, trotz der Verstellung, die Stimme am Telefon doch erkannt und so wurde der Mann etwa zwei Stunden später, noch am Bahnhof, gefasst. So weit kann einen der Alkohol reißen. Auf jeden Fall war es kein schönes Gefühl, etwas zu suchen, von dem man nicht weiß, wie es aussieht und wo es eventuell sein könnte. Aber durch das ständige Auf-und Abbauen wäre es jedem Einzelnen von uns aufgefallen, wenn irgendwo etwas liegen würde, was normalerweise nicht dort sein durfte.
Gruß Wolfgang A.

Wer einmal den Sägemehl-Staub der Manege im Hosenumschlag hatte, den lässt der Circus nicht mehr los.
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Bettina » 30.11.2008, 21:16

Welcher Circus war das denn? Bei einer Münchener Zeitung? Is wohl schon lange her, oder? Hab nämlich bei einer Münchener Zeitung Ausbildung gemacht, aber dort hat meines Wissens, zumindest zu meiner Zeit ,niemand seinen Job als Journalist durch Alkohol verloren.
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Admin » 30.11.2008, 21:29

Bettina hat geschrieben:Welcher Circus war das denn? Bei einer Münchener Zeitung? Is wohl schon lange her, oder? Hab nämlich bei einer Münchener Zeitung Ausbildung gemacht, aber dort hat meines Wissens, zumindest zu meiner Zeit ,niemand seinen Job als Journalist durch Alkohol verloren.
Bettina, wir schreiben hier über die Vergangenheit, als Du vermutlich noch nicht auf der Welt warst. ;)
Ich über die Zeit zwischen 1965 und 1975, Wolfgang über 1973 und 1974. ;)
Mit circensischen Grüßen

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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Bettina » 01.12.2008, 08:31

Okay, Okay. Also bei mir ist "Die Vergangenheit" auch schon gestern ;-)
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Wolfgang A.
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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Wolfgang A. » 01.12.2008, 16:03

Hallo Bettina,
um Deine Frage zu beantworten, es war der Circus Willy Hagenbeck und das Jahr 1974. Wenn ich mir Dein Foto so ansehe, gehe ich mal davon aus, das es Dich da noch nicht gab ;).
Gruß Wolfgang A.

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Re: Die Vergangenheit ...

Ungelesener Beitrag von Wolfgang A. » 08.12.2008, 16:11

Da es ja nicht mehr lange hin ist, hier eine kleine Weihnachtsgeschichte aus dem Winterquartier des Circus Willy Hagenbeck 1973/1974 in Altenhundem.
Es war der 24.12.73 gegen 18.00 Uhr. Abendbrotzeit. Aus allen Wohnwagen kamen die Leute zusammen um den Essenwagen aufzusuchen. Dieser Wagen diente während der Saison als Materialwagen für die Küche und war jetzt ausgestattet mit Tischen,Bänken, Radio, Fernseher und Kohleofen und diente uns als Essen- und Aufenthaltswagen. Die gesamte "Regierung" des Circus war im Weihnachtsurlaub in ihren festen Wohnungen. Wir hatten zwar auch Urlaub bis zum 01.01.'74, waren aber schon von uns aus mit den Reparatur- und Verschönerungsarbeiten angefangen. Hier im Quartier waren nur wir vom Zelt, zwei Stallkutscher sowie Toni und Alwin Sauer sowie deren Sohn. Während der Saison bedienten sie den Toilettenwagen und während der Ver- und Entladung machte er noch den Rangierer am Bahnhof. Vor dem Essenwagen ging nichts mehr, wir durften nicht hinein :cry: . Drinnen wird dekoriert, sagte Tonis Sohn. Also warteten wir draussen und halfen dem Elektriker, eine Lichterkette an der Tanne, die auf dem Hof wuchs, anzubringen. Irgendwann durften wir dann den Wagen betreten und staunten nicht schlecht :? . An jedem Platz stand ein gut befüllter bunter Teller, dazu eine Flasche Bier und eine Packung Zigaretten. Aus dem Radio erklang weihnachtliche Musik. Vier große Schüsseln Kartoffelsalat waren auf dem Tisch verteilt und auf dem Ofen stand ein großer Topf voller Würstchen. Auf der Anrichte ein Weihnachtsbaum mit brennenden Kerzen. Als wir alle saßen, kamen die Sauers herein und setzten sich dazu. Der Alwin hatte einen Karton mit sechs Rumflaschen mitgebracht und sagte, das die vom Hoffmann (zu der Zeit noch Betriebsleiter) und vom Mager (Zeltmeister) seien um uns Grog zu machen. Dann stand die Toni auf und sagte, das alles andere von der Direktion kommt und man uns ein frohes Weihnachtsfest wünsche. Wir klatschten. Das würde ein feuchter Abend werden. Also hauten wir rein. Der Salat, von der Toni selbst gemacht war lecker, ebenso die Würstchen. Es war massig von beidem vorhanden. Irgendwann meinte, der Hirsch (Vorarbeiter) er hätte ein prima Idee. Er sagte : "An der Kreuzung geht es rechts den Berg hoch nach Altenau. Oben steht eine Kapelle. Wollen wir da zur Mitternachtsmesse? " Johlend stimmten wir zu. Es war, wie sich herausstellte, nicht einer in den letzten Jahren mal in einer Kirche gewesen. Ich natürlich auch nicht. Das würde ein Spaß werden. Wir machten aus, das wir gegen 23.00 Uhr los wollten. Es hatte schon den ganzen Tag geschneit und nahm noch kein Ende. Als es soweit war, zogen wir uns Knobelbecher und Parka an und marschierten los. Da wir, wenn möglich unsere Sachen in Armee-Shops kauften, war jeder damit ausgestattet. Die Sauers und unsere Oldies wollten nicht mit, so konnten dafür die zwei Stallkutscher mit und es brauchte keiner als Stallwache bleiben, da die zurückbleibenden sich darum kümmern wollten. Wir zogen los. Kurz vor der Kreuzung standen zwei Häuser. Das eine war Wohnhaus und Lebensmittelgeschäft und das Andere, Wohnhaus und Gaststätte, die Mühle. Wir hielten hier mal kurz an und sahen auf die Häuser. Aus den Fenstern strahlten die beleuchteten Weihnachtsbäume. Es wurde merklich ruhig in der Runde. Nach einigen Minuten zogen wir weiter. Auf halber Höhe der Strecken blieben wir noch mal stehen und sahen zurück. Es bot sich ein Bild wie gemalt. Dichter Schnee fiel, da es fast Windstill war, senkrecht zur Erde. Schwach waren die Lichter Altenhundems zu sehen. Es war zu merken das doch einige schluckten. Wer weiß, wie viele darunter waren, die zum Ersten mal zu dieser Zeit nicht zu Hause waren. Weiter ging es. Wir erreichten die Kapelle. Aber hier war alles ruhig, kein Mensch da. Waren wir die einzigen, die in die Kirche wollten ? Ein Mann kam auf uns zu :?: . Wie sich herausstellte, war es der Pfarrer, der wissen wollte, was wir hier suchten. Nachdem der Hirsch es ihm erzählt hatte, fing er an zu lachen :D und sagte, das die letzte Messe um 22.00 Uhr war. Erst sahen wir uns blöde an :roll: und stimmten dann auch in das Lachen ein. So machten wir uns dann auf den Rückweg. Heini und Maas, die beiden Hamburger hatten mitgedacht :idea: und sich zwei Flaschen Rum eingesteckt. Diese holten sie aus ihren Taschen und es wurde ein beschwingter Rückweg.
So kann es gehen. Da will ein Haufen ungehobelter Kerle mal, nach wer weiß wie langer Zeit,wieder in die Kirche und sie findet nicht statt ;) .
Gruß Wolfgang A.

Wer einmal den Sägemehl-Staub der Manege im Hosenumschlag hatte, den lässt der Circus nicht mehr los.
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