Was ist die Aufgabe eines Zirkusfreundes ?

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Sibylle Luise
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Re: Was ist die Aufgabe eines Zirkusfreundes ?

Ungelesener Beitrag von Sibylle Luise » 14.06.2010, 20:22

Darf ich hier auch mal Pieps machen, obwohl ich - strenggenommen - kein "reiner" Circusfreund bin (weil ja in professioneller Form mit dem Zirkus beschäftigt)?

Ich denke, für den Zirkus sind Zirkusfreunde - ob sie nun organisiert sind oder nicht - vor allem als Multiplikatoren in Sachen Imagebildung beziehungsweise Imagekorrektur ungeheuer wichtig. Menschen, die sich für etwas begeistern, die sich damit beschäftigen und Zeit damit verbringen, reden in ihrem Umfeld auch darüber - und im Marketing weiß man, dass die beste Form der Werbung immer noch Mund-zu-Mund Propaganda und Empfehlung ist.

Und da kann ich dann von mir ausgehen: Bei mir war es eine Freundin, die mich - der Zirkusbegeisterung voll - in den Zirkus geschleppt hat. Die Wirkung war, dass ich in meinem Umfeld begeistert vom Zirkus erzählt habe und eine andere Freundin überredet habe, mich zu einer Vorstellung zu begleiten. Diese Freundin wiederum war ebenfalls total begeistert und hat natürlich in ihrem Umfeld davon berichtet. Und so zog es Kreise - und inzwischen denke ich, dass alleine um mich herum mindestens ein Dutzend Leute, die sich bisher nicht für Zirkus interessiert haben und auch nicht unbedingt in den Zirkus gegangen sind, das nächste Mal, wenn ein Zirkus bei uns gastiert, in die Vorstellung gehen werden.

Außerdem reicht es aber noch weit über den direkten Kartenverkauf hinaus. Ich bin Reiterin und Fachjournalistin, mir traut man eine gewisse Beurteilungskompetenz in Sachen Tieren; die Freundin, die ich bei meinem zweiten Besuch mit in den Zirkus genommen habe, ist sogar Reitlehrerin mit nicht zu kleiner Anhängerschaft und anerkannter Fachkompetenz. Wenn wir vom Zirkus reden - was wir oft und gerne tun, weil wir inzwischen wirkliche Zirkusfans sind - begegnen uns natürlich die üblichen Vorurteile: "Aber die armen Tiere dort! Findest du es nicht schlimm, dass ....?" An der Stelle klären wir auf. Wir erzählen aus unserer persönlichen Erfahrung, wie wir Zirkus und Zirkustiere erleben und ich weiß, dass wir zumindest schon in zwei Fällen von Leuten, die eigentlich eine eher negative Einstellung zum Zirkus hatten, einen Denkwandel bewirkt haben.

Von Seiten der Zirkusleute aus ist das die "Funktion", für die man die Circusfreunde hauptsächlich schätzen sollte.

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"Und ihr diesbezügliches Potenzial kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden."
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Ingo Böckmann
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Re: Was ist die Aufgabe eines Zirkusfreundes ?

Ungelesener Beitrag von Ingo Böckmann » 15.06.2010, 09:24

Holger hat geschrieben:Die Mehrheit der Erwachsenen die Zirkusse besuchen tun dies nur den Kindern zu liebe,alleine würden die wenigsten von ihnen zu einer Vorstellung gehen. Es bleiben höchstens 20 Prozent übrig,wenn überhaupt. Die Mehrheit scheint darüber hinaus kaum Verständnisse für Zirkusse aufzubringen was bei meinen Besuchen mir immer wieder auffällt.
Das würde ich nicht so pauschalisieren:
Wenn dann:"Die Mehrheit der Erwachsenen -mit Kindern(!)-die Zirkusse besuchen tun dies nur den Kindern zuliebe . . ."! ;)
Klar,in einer Nachmittagsvorstellung,sitzen überproportional viele Erwachsene mit Kindern! Aber Abends?
Gerade bei Krone ,habe ich schon oft beobachtet,daß abends Erwachsene den größten Prozentsatz ausmachen-kein Wunder wenn Vorstellungen unter der Woche,außerhalb der Ferien,gerne schon mal bis 22.30 Uhr-23 Uhr dauern! ;) Sind die alle wegen den zu Haause sitzenden Kindern da? :D
Es gibt Circusse,die sind Nachmittags besser gefüllt als Abends,oder umgekehrt,auch bedienen manche Circusse andere Klientel als der Rest,und klar: ohne Kinder sähe ich auch keine große Zukunft mehr,aber diese "höchstens 20 "Prozent möchte ich nicht unbedingt unterschreiben . . .
Auch wenn viele Erwachsene selber von sich behaupten,nur wegen der Kinder da zu sein (man bekommt ja hin und wieder auch einige Pausengespräche mit)-für mich haut das nicht gerade hin!Beispiel Supermarkt: "Jedes"Kind bettelt und weint,um eine nicht vorher verinbarte Süßigkeit abzustauben-etliche Erwachsene geben nach,viele eben aber auch nicht!
Wenn diese Erwachsenen bei einem Euro hart bleiben,warum würden sie dann bei einem Circusbesuch mit der ganzen Familie schnell mal 100 € oder mehr bezahlen,wenn es nur um den Willen der Kinder geht?
So ein kleines Bißchen Verlangen nach Circuss,steckt in fast jedem Erwachsenen!Vor hundert Jahren und mehr,sind unsere Vorfahren im Sonntagsanzug zum Circus gegangen! Das war eher eine "Erwachsenenangelegenheit"! Nur Heute "traut"sich nicht Jeder mehr so ganz in den Circus,verunsichert von allen Seiten,Presse und anderer Medien . . .
Denn wie Sibylle schon schreibt:Auch bei mir ist es so,daß fast Niemand aus meinem Bekanntenkreis was mit Circus am Hut hat,demnach auch kein Verlangen danach . . .Aber Die,die ich irgendwann mal zu einem Besuch überredet habe,kommen auch heute noch in regelmäßigen Abständen mit Vorfreude und Begeisterung mit! Da kann man wirklich die Redensart mit dem "zum Glück zwingen"anwenden . . .
mit freundlichen Grüßen Ingo
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Re: Was ist die Aufgabe eines Zirkusfreundes ?

Ungelesener Beitrag von Admin » 15.06.2010, 11:15

Ingo Böckmann hat geschrieben: Es gibt Circusse,die sind Nachmittags besser gefüllt als Abends,oder umgekehrt,auch bedienen manche Circusse andere Klientel als der Rest,und klar: ohne Kinder sähe ich auch keine große Zukunft mehr,aber diese "höchstens 20 "Prozent möchte ich nicht unbedingt unterschreiben . . .
Es ist von Circus zu Circus unterschiedlich und ich habe schon viele Vorstellungen erlebt, in denen der Erwachsenenanteil höher ist, als der von Kindern. Denken wir an Flic Flac, Roncalli und früher Fliegenpilz, das sind/waren Circusse, wo der Besuch abends häufig besser ware als nachmittags.
Mit circensischen Grüßen

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Sibylle Luise
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Re: Was ist die Aufgabe eines Zirkusfreundes ?

Ungelesener Beitrag von Sibylle Luise » 15.06.2010, 11:29

Genau, Ingo,
Ingo Böckmann hat geschrieben: So ein kleines Bißchen Verlangen nach Circuss,steckt in fast jedem Erwachsenen!Vor hundert Jahren und mehr,sind unsere Vorfahren im Sonntagsanzug zum Circus gegangen! Das war eher eine "Erwachsenenangelegenheit"! Nur Heute "traut"sich nicht Jeder mehr so ganz in den Circus,verunsichert von allen Seiten,Presse und anderer Medien . . .
Denn wie Sibylle schon schreibt:Auch bei mir ist es so,daß fast Niemand aus meinem Bekanntenkreis was mit Circus am Hut hat,demnach auch kein Verlangen danach . . .Aber Die,die ich irgendwann mal zu einem Besuch überredet habe,kommen auch heute noch in regelmäßigen Abständen mit Vorfreude und Begeisterung mit! Da kann man wirklich die Redensart mit dem "zum Glück zwingen"anwenden . . .
Ich habe in den letzten Wochen, in denen ich mich intensiv mit dem Thema auseinandersetze, die Erfahrung gemacht, dass der "Zirkustraum" in ganz vielen Leuten ist, aber sich da gleichzeitig eine diffuse Verunsicherung breitgemacht hat. Oft können es die Leute gar nicht richtig auf den Punkt bringen, aber wenn man sie auf Zirkus anspricht, kommt erst einmal ein: "Ach, die armen Tiere! Immer in Gefangenschaft und dann diese Tricks, die sie da vorführen müssen - ich seh' so etwas nicht gerne. Ich glaub' nicht, dass die das wirklich wollen."

Dahinter steckt natürlich das, was die Tierrechtler für ihre Zwecke ausnutzen: Die meisten Leute sind zwar "irgendwie tierlieb", aber haben sich noch nie wirklich Gedanken um Tiere und ihre Bedürfnisse gemacht. Dafür übertragen sie unreflektiert ihre eigenen Bedürfnisse auf sie. Und in dem Moment, in dem das passiert, wird natürlich "Gefangenschaft" zum Problem. Für uns Menschen ist die Vorstellung, auf einen relativ kleinen Lebensraum beschränkt zu werden und den nicht verlassen zu können, der absolute Alptraum (sonst würden wir in unserer Gesellschaft Gefangenschaft ja nicht als "Strafe" einsetzen). Dabei bedenken die Menschen aber nicht, dass unser Freiheitsbegriff nicht so auf Tiere übertragbar ist. Sie wissen meist nicht einmal, dass selbst Löwen nicht "Herren der Savanne" sind, sondern dass ihr Revier durch Nachbarrudel eingegrenzt wird und das Übertreten von Reviergrenzen mit Gefahr verbunden ist. Außerdem machen sie sich nicht klar, dass "Freiheit" für Tiere mit dem Verzicht auf jegliche Sicherheit verbunden ist. Freiheit kann Hunger, Durst, Gefahr durch jegliche, auch die kleinste Verletzung (der Mustang in Montana, der sich eine Sehne zerrt und dann lahmgeht, läuft Gefahr, einem Puma zum Opfer zu fallen; die Löwin, die sich einen Dorn in die Pfote tritt, kommt während der Tage, an denen sie nicht jagen kann, vielleicht so runter, dass sie danach nicht mehr die Kraft hat, Beute zu schlagen) und allen Unbilden des Wetters ausgesetzt zu sein.

Um das aber zu begreifen, muss man sich ein wenig mit Tieren und ihrem Leben auseinandersetzen. Und dann begreift man zum Beispiel auch, dass die "Tricks", die Tiere im Zirkus zeigen, nicht "unnatürlich" sind, sondern aus ihrem natürlichen Artverhalten stammen und ihnen Spaß machen.

Was das angeht, habe ich zum Beispiel als Reiterin andauernd Debatten: Dressur, so sagen mir Leute, sei doch "unnatürlich". Nun werde ich bestimmt nicht behaupten, dass das, was in der modernen Sportdressur gezeigt wird, noch "natürlich" ist und den Pferden Freude macht. Aber generell basiert alles, was die Dressur zeigt, auf dem natürlichen Imponierverhalten. Und wenn man es mit positiver Motivation trainiert, dann kommen Pferde wie zum Beispiel mein Schimmel raus, der ohne Einwirkung von mir zu passagieren anfängt, wenn uns im Gelände irgendwelche Spaziergänger begegnen. Schimmel ist nämlich zum einen ein Angeber und zum anderen geradezu süchtig nach Lob. Passage ist seine beste Übung, auf die er und ich stolz sind - also führt er die möglichst oft vor. Er zeigt sie sogar auf der Koppel ohne Reiter, wenn da irgendwelche Zuschauer sind. Und ich hab' als Züchterin Hengstfohlen erlebt, die in perfekter Passage unterwegs waren; ich habe Junghengste erlebt ,die Levaden hingesetzt haben, um die sie jeder Wiener Lipizzaner beneidet hätte. Da ist nichts "unnatürlich" - aber dass muss man halt den meisten Leuten erst sagen, weil sie nicht den blassesten Dunst vom natürlichen Verhalten der Pferde haben.

Dabei sind Pferde bei uns noch relativ weit verbreitet! Bei Exoten wird das Unwissen noch viel extremer. Ich bin tatsächlich schon gefragt worden, ob Martin Laceys weißer Löwe "gedopt" wäre, weil er, wenn man ihn in seinem Freigehege sieht, meist pennt. Im Stuttgarter Zoo hörte ich mal, wie sich jemand darüber echauffierte, dass der Tiger meist nur rumliegt und guckt - das arme Tier in seinem Gehege bewege sich kaum, das könne ja nicht "normal" sein! Dass Katzen generell unheimlich viel schlafen und die meisten erwachsenen Katzen superenergieeffizient sind (was Martin Laceys Tonga angeht: Sogar Martin gesteht ein, dass sein Lieblingslöwe selbst für einen Löwen sehr faul ist), geht nicht in die Köpfe. So weit denken die Leute nicht.

Ich denke, dass der Zirkus in dem Bereich noch einiges an Aufklärungsarbeit leisten müsste. Es geht nicht nur darum, immer wieder zu "rechtfertigen", sondern auch generell zu informieren.

Sibylle Luise
die es eigentlich schade findet, dass die meisten Leute so wenig über Tiere wissen
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Re: Was ist die Aufgabe eines Zirkusfreundes ?

Ungelesener Beitrag von Admin » 15.06.2010, 11:59

Sibylle Luise hat geschrieben: Dahinter steckt natürlich das, was die Tierrechtler für ihre Zwecke ausnutzen: Die meisten Leute sind zwar "irgendwie tierlieb", aber haben sich noch nie wirklich Gedanken um Tiere und ihre Bedürfnisse gemacht. Dafür übertragen sie unreflektiert ihre eigenen Bedürfnisse auf sie. Und in dem Moment, in dem das passiert, wird natürlich "Gefangenschaft" zum Problem.
Da spielt noch etwas anderes mit hinein, dass eigenen erlittenes Leid in der Kindheit nun verglichen wird mit dem vermuteten Leid der Tiere. Das ist besonders bei vielen Tierschutzaktivisten der Fall und damit sprechen sie auch Menschen in der Bevölkerung an, welche eine ähnliche Biografie haben. Und wer hat da keine "Wunden" aus der Vergangenheit?
Nun kommt dieses Unwissen über Tiere dazu, ebenso das mangelnde Naturverständnis und die Parolen der Tierrechtsfanatiker, welche diese einpeitschend immer wieder demonstrativ formulieren.

Ich hatte einmal mit Tierschutzvereinen bzw. Tierheimen zu tun. Darin ist unendlich viel Streit zu finden, da dort viele im Leben gescheiterte Menschen ihre Pöstchen haben, um die erbittert gekämpft und gestritten wird. Der Landesvorsitzende des Verbandes der Tierschutzvereine in Baden-Württemberg ist fast ständig unterwegs, um solche Streitigkeiten zu schlichten.

Das alles ist die Grundlage dessen, mit dem Circus sich seit Jahren "rumschlagen" muss und relativ hilflos darauf reagiert.
Mit circensischen Grüßen

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Re: Was ist die Aufgabe eines Zirkusfreundes ?

Ungelesener Beitrag von Sibylle Luise » 15.06.2010, 12:51

Du hast recht, Peter,
Peter hat geschrieben: Da spielt noch etwas anderes mit hinein, dass eigenen erlittenes Leid in der Kindheit nun verglichen wird mit dem vermuteten Leid der Tiere. Das ist besonders bei vielen Tierschutzaktivisten der Fall und damit sprechen sie auch Menschen in der Bevölkerung an, welche eine ähnliche Biografie haben. Und wer hat da keine "Wunden" aus der Vergangenheit?
Und mehr noch: Wir haben bei den Super-Tierschützern auch des öfteren mit Leuten zu tun, deren soziale Kompetenz eher unterentwickelt ist. Sie suchen "Freundschaft" bei Tieren, weil sie mit Menschen nicht klar kommen. Ihre so genannte "Liebe" zum Tier ist eigentlich eher ein Bevorzugen des Tieres gegenüber dem Menschen - und nur zu oft daraus geboren, dass Tiere eben nicht widersprechen und man ihre Signale bis zu einem gewissen Grad so interpretieren kann, wie es einem selbst ins Weltbild passt.
Ich hatte einmal mit Tierschutzvereinen bzw. Tierheimen zu tun. Darin ist unendlich viel Streit zu finden, da dort viele im Leben gescheiterte Menschen ihre Pöstchen haben, um die erbittert gekämpft und gestritten wird. Der Landesvorsitzende des Verbandes der Tierschutzvereine in Baden-Württemberg ist fast ständig unterwegs, um solche Streitigkeiten zu schlichten.
Oh ja - ich hatte auch schon das Vergnügen in diesem Bereich - und gestehe, dass ich mich mit Grausen davon gemacht habe. In Tierschutzvereinen und Tierheimen feiert die Ignoranz teilweise fröhliche Urständ und jede Störung durch die Vermittlung von Kompetenz wird als ausgesprochen störend empfunden.

Und was die Inkompetenz dann teilweise für Ausgeburten liefert - auf meinem Heimatgestüt auf der Schwäbischen Alb hatte der ortsansäßige Amtsveterinär einige Jahre sein eigenes Pferd stehen, was dem Staat vermutlich richtig Geld gespart hat. Der gute Mann hatte nämlich ungefähr einmal im Monat (Circus-Leute würden uns um eine so niedrige Frequenz beneiden) auf dem Gestüt zu tun, weil irgendwelche Klagen von Tierfreunden bei ihm aufgeschlagen waren.
Darunter fiel dann:
- Die Junghengste sind "sexuell pervertiert". Eine Tierschützerin wies mit einer über drei Tage reichenden Statistik mit genauen Tageszeiten und Beschreibungen nach, dass unsere dreijährigen Youngsters ungefähr alle zwei Stunden masturbieren. Die Frau muss definitiv drei Tage an der Koppel gesessen und darauf aufgepasst haben. Dummerweise hat sie dabei aber eine Kleinigkeit nicht gewusst: Bis zu alle 90 Minuten ist für einen gesunden, gut gefütterten Junghengst absolut "normal".
- Unsere armen, tragenden Stuten müssen frieren! Auf dem Gestüt sind nämlich auch im Winter die Fenster und die große Stalltür in den Stutenstall offen. Und "schlimmer" noch: Selbst bei -15°C und Schnee werden die Damen mindestens zwei, drei Stunden am Tag raus aufs Paddock gescheucht. Tatsache ist: Pferde frieren ungefähr 10mal weniger als Menschen (das hat was mit dem Verhältnis Körperoberfläche zu Körpergesamtgewicht zu tun, das bei Pferden diesbezüglich günstiger ist als bei uns), dazu haben Zuchtstuten natürlich dickes Winterfell. Ihren Stall hermetisch abzudichten, wäre Tierquälerei, weil Pferdelungen superempfindlich sind und sehr viel frische Luft brauchen.
- Unser Althengst muss krank sein! Der wurde nämlich von einer Besucherin gesehen, wie er auf seiner Koppel lag und noch nicht mal aufstand, als sie an den Zaun trat. Tatsache ist: Besagter Hengst war ein echter Gemütsathlet mit Nerven wie Drahtseilen. Dass der sich auf der Koppel gelegt und richtig geschlafen hat, war für jeden, der was von Pferden versteht, ein Beweis dafür, dass er sich 150 %ig sicher und geborgen fühlte.

Und so ging's gerade weiter und teilweise war es nur lächerlich! Die Leute hatten/haben nicht den Schimmer einer Ahnung, aber ein Urteil - und das nervt.
Das alles ist die Grundlage dessen, mit dem Circus sich seit Jahren "rumschlagen" muss und relativ hilflos darauf reagiert.
Genau das ist das Problem - und eines, das ich eigentlich nicht verstehe. Den Circussen müsste inzwischen klar sein, dass sie ein ernsthaftes Imageproblem haben. Doch anstatt geschlossen etwas zu unternehmen (was hindert sie zum Beispiel daran, einen Verband zu gründen und mal eine Imagekampagne für den Zirkus zu starten?),hört man dann zum Beispiel "Da kann man nichts machen - das sind Fanatiker!" Richtig, die Hardcore-Tierrechtler sind Fanatiker und die kann man nicht überzeugen. Aber die, die sie mitziehen, die sie - größtenteils aus Unwissen! - unterstützen, kann man aufklären! PeTA wäre nicht so groß geworden, wenn sie nicht so verdammt gut in Werbung und PR wären (und wenn sie nicht so elend viel Geld dafür ausgeben würden). Warum setzt man dem nicht wirklich was entgegen? Der Zirkus hat immer noch genug zu bieten, für Presse positiv interessant zu sein; der Zirkus hat immer noch genug zu bieten, für den Zirkus an sich werben zu können. Man müsste es nur mal professionell und mit Nachdruck tun.

Sibylle Luise
"Aber dazu müsste man vermutlich über den eigenen Suppenteller rausgucken - und das scheint einigen Leuten in der Branche schwer zu fallen."
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Re: Was ist die Aufgabe eines Zirkusfreundes ?

Ungelesener Beitrag von Admin » 15.06.2010, 13:14

Sibylle Luise hat geschrieben: Genau das ist das Problem - und eines, das ich eigentlich nicht verstehe. Den Circussen müsste inzwischen klar sein, dass sie ein ernsthaftes Imageproblem haben. Doch anstatt geschlossen etwas zu unternehmen (was hindert sie zum Beispiel daran, einen Verband zu gründen und mal eine Imagekampagne für den Zirkus zu starten?),hört man dann zum Beispiel "Da kann man nichts machen - das sind Fanatiker!"
Das ist ein komplexes Thema, bei dem auch Circus Krone viel zu lange geschlafen hat, bzw. nicht bereit war/ist sich mit anderen Direktionen (Ausnahme war Gerd Siemoneit) an einen Tisch zu setzen.
Auch als ich vor Jahren die Broschüre "Tierrechtsorganisationen kritisch betrachtet" zusammenstellte, war Krone nicht bereits sich daran zu beteiligen. Der Einzige, der es schliesslich herausbrachte war Circus Fliegenpilz. Diese Broschüre hat viel bewirkt. Sie kann nachgelesen werden unter: http://circusschutz.circus-aktuell.de/Buch/buch.html
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Re: Was ist die Aufgabe eines Zirkusfreundes ?

Ungelesener Beitrag von Boris » 15.06.2010, 15:16

Aelteres aber interessantes Thema. Nur kurz zum ewigen Thema Rabatt oder Freikarten für Circusfreunde.

Bei fast allen von mir besuchten Vorstellungen der letzten Zeit haben die meisten Besucher nicht den vollen Preis bezahlt.
An der Kasse stehen alle mit Ermässigungen, Freikarten (Programmheft und oder Tierschaupflichtig oder für
eine Katergorie die nur wenige Plätze hat). Warum soll ich dann mehr bezahlen?
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