Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

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Gisela
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Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

Ungelesener Beitrag von Gisela » 29.09.2011, 06:14

Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen
Mit Bietigheim-Bissingen und Ludwigsburg brechen für die Veranstalter zwei wichtige Bastionen weg.

Das waren noch Zeiten", sagt wehmütig Tanja Sperlich, die Direktorin des Circus Bonanza: als der damalige Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel noch selbst aufs Kamel stieg und mit einer Zirkuskarawane durch die Landeshauptstadt ritt - Seite an Seite mit ihrem Schwiegervater, der den kleinen Familienbetrieb gegründet hat. Heute sind die Veranstalter in mehr und mehr Kommunen außen vor. "Es wird immer schwieriger, einen Platz zu bekommen", sagt Sperlich. Gerade haben sie ihr Zelt mit Raum für 500 Besucher an der Ditzinger Glemsaue abgebaut. Die Kommune ist zufrieden. Alle Rechnungen sind bezahlt, alles wurde ordentlich hinterlassen: "Eine Wiederholung können wir uns vorstellen", heißt es von der Stadt noch etwas zurückhaltend. Schließlich gingen jährlich zahlreiche Anfragen von Zirkussen ein. Auf zwei Gastspiele pro Jahr hat Ditzingen das ergänzende Kulturangebot deshalb beschränkt.

Das ist mehr als Ludwigsburg zulässt. Seit 2009 wurde hier keine Zeltstadt mehr aufgebaut. Die Gastspiele der Mega-Manegen von Charles Knie und Krone gaben Martin Boy, der bei der Stadt für touristische Großveranstaltungen zuständig ist, den Rest: "Das sind gigantische Materialschlachten, die sich seriös gerechnet nicht lohnen." Weder könne man den Park an der Bärenwiese mit Zirkuswagen zupflastern, noch den wichtigen Parkplatz für Forum und Innenstadt tagelang blockieren. Als zuletzt der Teerbelag ruiniert worden sei, weil für die Vier-Mast-Zelte lange Nägel "in den Boden gedonnert" wurden, habe es gereicht: "Sowas geht allenfalls auf der grünen Wiese." Davon hat Ludwigsburg anscheinend nicht genug. Erst kürzlich habe man mit einem Zirkusbetreiber mehrere Plätze besichtigt, sagt Boy: "Keiner war geeignet."

Auch in Bietigheim-Bissingen ist die Zeit der großen Zirkusrevuen vielleicht vorbei. "Uns hat man gesagt, wir brauchen uns gar nicht mehr bewerben", sagt Dieter Seeger, der Tourneeplaner von Charles Knie: "Im Landkreis gehen immer mehr Türen zu und keine neuen auf." Der diesjährige Auftritt vom Konkurrenten Krone beim Festplatz am Viadukt habe nur noch stattgefunden, weil die Stadt aus dem lang vorher vereinbarten Vertrag nicht mehr aussteigen konnte.

Mehr unter:
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/i ... 8bccd.html
LG.Gisela

Ein Zirkus ohne Tiere? NEIN!!!
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Matthias H.
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Re: Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

Ungelesener Beitrag von Matthias H. » 28.06.2012, 01:04

LLeider, leider ist das so.
Ich war llange Zeit abstinent, auch hier im Forum. Wenn ich mal etwas zum Thema Circus gehört habe, dann oft, es sind keine Plätze mehr zu bekommen. Wie mir scheint sind das oft auch recht fadenscheinige Argumente, die da ins Spiel gebracht werden. Woran es liegt ist manchmal nur schwer zu durchschauen. Mir scheint aber, daß viele Kommunen auch den Stress mit Tierschutzorganisationen scheuen und deshalb versuchen erst gar keine Circusse auf ihre Plätze zu lassen.
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Re: Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

Ungelesener Beitrag von Admin » 28.06.2012, 10:36

Matthias H. hat geschrieben:Woran es liegt ist manchmal nur schwer zu durchschauen. Mir scheint aber, daß viele Kommunen auch den Stress mit Tierschutzorganisationen scheuen und deshalb versuchen erst gar keine Circusse auf ihre Plätze zu lassen.
Matthias H.
Die Gründe sind sehr unterschiedlich, aber der letzte Grund kommt auch vor und wird dann aber meist anders begründet, da die Städte inzwischen mitbekommen haben, dass eine derartige Begründung rechtswidrig ist. Also werden andere fadenscheinige Gründe formuliert. :o

Ausserdem verschwinden jedes Jahr rund 20 Festplätze in Deutschland ersatzlos. Diese werden bebaut, verkauft oder es werden Wohnmobilstellplätze daraus gemacht. Oder die Plätze werden schön umgestaltet und dann darf man darauf keine Anker mehr schlagen oder Blumenrabatte sind im Weg.
Ich habe inzwischen eine immer länger werdende Liste solcher Städte ohne Festplatz. :(
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Re: Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

Ungelesener Beitrag von Matthias H. » 28.06.2012, 13:31

Da magst Du wohl recht haben. Es ist halt mehr Geld mit Wohnmobilstellplätzen bei gleichzeitig weniger "Stress" zu machen. Die Kommunen schauen teilweise wirklich nur noch darauf wie möglichst viel Geld abzuzocken ist.
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Re: Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

Ungelesener Beitrag von Admin » 28.06.2012, 14:12

Es gibt da einen für die Städte unlössbaren Widerspruch. Festplätze sind städtische Immobilien, die zuwenig abwerfen, da sie zu wenig genutzt werden. Einerseits wird nur ein oder zweimal im Jahr ein Circus zugelassen, anderseits steht der Platz zu lange lehr. Daher vermietet man diesen zusätzlich an Flohmarktveranstalter und sonstige regionale Veranstalter. Das "österreichische System", welches einfach nur vermietet ohne bestimmte Veranstalter zu reglementieren ist für deutsche Kommunen aus alter Gewohnheit und sonstiger negativer Erfahrungen (zuwenig Einnahmen und Gang zum Sozialamt und dergleichen) nicht vorstellbar.
Daher ist für die Städte der Verkauf des Festplatzes (Aktuelles Beispiel: Bamberg) oder die Umfunktionierung zu einem Wohnmobilstellplatz mit täglichen Einnahmen (Aktuelles Beispiel: Eckernförde) interessanter. Oder es werden darauf städtische Gebäude wie Feuerwehrhaus (Aktuell in Eutin) gebaut oder einfach nur als moderner Parkplatz (Aktuelles Beispiel: Kiewiese in Herford) umgebaut, auf dem dann keine Anker mehr eingeschlagen werden dürfen.
Das Thema Parkplatznot in den Städten führt zum Beispiel auch dazu, dass die Städte lieber an kleinere Unternehmen vermieten, welche nicht den kompletten Platz benötigen. Das kann man derzeit in Singen und Radolfzell beobachten, wobei in Singen der Platz nur ausserhalb der Freibadsaison auch noch an Grosscircusse vermietet wird. Da viele Festplätze nahe an Freibädern liegen, gibt es diese Einschränkungen öfters (spontan fällt mir gerade Sinsheim und Wiesloch ein).
So kann man eine Vielzahl von Hinderungs- oder Begrenzungsgründen beobachten, welche die Zulassung von rund 300 Circussen in Deutschland zunehmend einschränken und nur die Alternative Privatplatz übrig lassen, soweit man noch einen findet. Da dies dies die Städte teilweise wiederum stört, da dies ausserhalb ihrer Kontrolle geschieht, versucht man dann diese Gastspiele mit überflüssiger Bürokratie und Plakatierungsverboten zu verhindern, mit der Folge dass die Einkommen der Circusse immer geringer werden. Daraus wiederum die Folge ist der Gang zum Sozialamt oder Bettelei.
Es ist ein Teufelskreis, dessen Ursachen in der Vergangenheit liegen und die nun in Zeiten knapperer Kassen das schwächste Glied in der Kette (Circusfamilien) immer härter trifft.

Wie ändern ???
Mit circensischen Grüßen

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Re: Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

Ungelesener Beitrag von Matthias H. » 28.06.2012, 22:10

Hm,
das ist eine gute Frage, noch dazu, daß es schwer fällt, hier einen "Schuldigen" auszumachen. Wie Du auch schon sagst, alle brauchen Geld und die Circusse sind da dann ja wohl das schwächste Glied der Kette. Wobei ch das Gefühl nicht los werde, daß die Circusse doch besonders betroffen sind, andere Kulturschaffende haben zwar auch mit Einbussen zu kämpfen, sind aber bei den Kommunen doch anerkannter. Oder täusche ich mich ?
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Re: Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

Ungelesener Beitrag von Ingo Böckmann » 28.06.2012, 23:47

Matthias H. hat geschrieben: Wobei ch das Gefühl nicht los werde, daß die Circusse doch besonders betroffen sind, andere Kulturschaffende haben zwar auch mit Einbussen zu kämpfen, sind aber bei den Kommunen doch anerkannter. Oder täusche ich mich ?
Ich nehme an,daß du auf die Vermietung der städtischen Festplätze abziehlst?
Ansonsten ist es ein Irrglaube,daß "andere Kulturschaffende "anerkannter sind! Wenn ich übrlege,wie vielen Theatern,auch staatlichen,die Subventionen gekürzt wurden,da gibt es erst den Anfang vom großen Sterben!Wie viele Stadttheater wurden und werden demnächst geschlossen?
Ursprung und Handhabung sind unterschiedlich,aber zu leiden hat die "gesamte deutsche Kultur!" Im einen Bereich mehr,im anderen weniger-aber daß eine Kulturelle Einrichtung ,welcher Art auch immer,demnächst mehr Gels als vorher zur Verfügung hat,halte ich für ausgeschlossen . . .
mit freundlichen Grüßen Ingo
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Re: Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

Ungelesener Beitrag von Admin » 28.06.2012, 23:57

Matthias H. hat geschrieben:andere Kulturschaffende haben zwar auch mit Einbussen zu kämpfen, sind aber bei den Kommunen doch anerkannter. Oder täusche ich mich ?
Du weisst, was für kulturelle Veranstaltungen ich sonst noch organisiere. Da spüre ich es genauso. Es ist auch da viel schwerer geworden und die Ergebnisse sind schmaler als früher.
Mit circensischen Grüßen

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Re: Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

Ungelesener Beitrag von Henry » 29.06.2012, 15:16

Ich kann die Städte verstehen, denn Circus macht es denen auch nicht immer leicht.
Die Unkorrektheiten diverser Circusfamilien müßen die wenigen Seriösen dafür ausbaden.
Jeder sollte sich da an die eigene Nase fassen, denn da laufen schon Sachen ab, welche man nur am Rande erfährt oder gelegentlich in Zeitungsberichten lesen kann. Die ganze Bettelei schadet allen und damit der Wert des Circus insgesamt.
Wenn man keinen Festplatz mehr hat, kann man keinen vermieten und erspart sich so den Besuch von Sozialschmarotzern, welche das Sozialamt und die Bevölkerung heimsuchen. Zu häufig fand und findet das immer wieder statt, was zum wirtschaftlichen Untergang des Circus mitbeiträgt. :?
Gruss

Henry
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Re: Manege zu: Städte lassen Zirkusse abblitzen

Ungelesener Beitrag von Admin » 29.06.2012, 15:44

Henry hat geschrieben:Ich kann die Städte verstehen, denn Circus macht es denen auch nicht immer leicht.
Henry, das ist gegenseitig. Wenn man Circus das Leben unnötig erschwert, schlagen diese auf ihre Weise zurück.
Wie schon geschrieben ein Teufelskreis.
Bedauerlich ist nur, dass sie Seriösen die eigentlich Dummen sind, denn die haben keinen Vorteil daraus. sondern werden häufig noch extra durch höhere Kosten bestraft. :(

Die Städte langen inzwischen ganz schon hin und machen die Reise zusätzlich schwer. Es geht auch hier nur noch ums Geld. :o
Mit circensischen Grüßen

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