Circus chancenlos?

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heinzstiel
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Circus chancenlos?

Ungelesener Beitrag von heinzstiel » 04.11.2012, 09:45

Hallo zusammen,

mir geht da eine Frage durch den Kopf. Hat der Circus in Europa überhaupt noch eine Chance zum Überleben.
Es werden imme mehr Länder die ein Wildtierverbot erlassen. In Deutschland haben immer mehr Städte ein
Auftrittsverbot für Circus mit Tieren beschlossen. Wie kann da ein Circus noch eine Tournee zusammenstellen?
Circus Krone wird sogar in seinem Winterquartier angegriffen. Ich denke, wenn Rot/Grün an die Regierung
kommt, werden auch in ganz Deutschland die Tiere im Circus verboten. Wie können dann unsere großen
Tiercircusse noch überleben.
Das klingt sehr pessimistisch, aber die Nachrichten zu diesem Thema geben wenig Anlass zur Hoffung auf
Änderung dieser Situation. Ich würde mich freuen, wenn es anders käme.

Gruß Heinz
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Re: Circus chancenlos?

Ungelesener Beitrag von Admin » 04.11.2012, 10:37

Hallo,

da ich auch Tournee für Circus mache, sehe ich das noch nicht so problematisch. Aber es ist klar, dass ein Wildtierverbot näher kommt und die Mehrheit der reisenden Unternehmen haben sich schon darauf einstellt. So nehmen die Wildtiere in der Menge schon ab, konzentrieren sich auf wenige Circusse.
Viele haben nur noch Haustiere mit Pferden, Ponys, Esel, Trampeltieren, Lamas, Ziegen, Hunde, Tauben und dergleichen. Nach Aussagen dieser Familienunternehmen haben sie deswegen nicht weniger Einnahmen. Denn der Masse der typischen Circusbesucher sind Wildtiere schon nicht mehr wichtig. Da hat bereits eine Bewußtseinswandel in der Bevölkerung stattgefunden. Man sieht es am Beispiel Österreich, wo es schon länger ein Wildtierverbot gibt und die Circusse dort deswegen nicht schlechter laufen als bei uns.

Die Probleme in der Tourneeplanung sind ganz anderer Natur. Jedes Jahr fällen ca. 20 Festplätze in Deutschland ersatzlos weg, werden wegrationalisiert durch Bebauung oder Umstrukturierung. Messeplätze und auch immer mehr städtische Plätze werden unverschämt teuer. Platzmieten von täglich € 500 bis € 1000 sind keine Seltenheit mehr. Eine kleine Stadt (12.000 Einwohner) im Osten will täglich € 250 haben, für Familienunternehmen nicht mehr bezahlbar. Dazu hohe Plakatierungsgebühren, hohe Strom- und Wasseranschlüsse, sonstige Auflagen und Gängelung.
Der Circus Montana durfte dieses Jahr in Baden-Baden seine Feuershow nicht zeigen, sonst hätte die Feuerwehr anwesend sein müssen, mit extremen Mehrkosten. Selbst das komische Taxi Marke Eigenbau wurde auf Sicherheitstauglichkeit überprüft.

Wildtierverbote einzelner Städte sind ohne gültige Rechtsgrundlage, denn der Bundestag hat sich am 15.12.2011 klar gegen ein Wildtierverbot ausgesprochen. Wer gegen eine Stadt klagt, wird diesbezüglich Recht bekommen. Aber es ist eben mühsam und das können sich nur die grossen Unternehmen leisten.
Die aktuellen Wildtierverbote einiger hessischer Städte ist der politische Versuch den Bund zu zwingen, die Bundesratsentscheidung der Länder doch noch zu akzeptieren. Dahinter stehen fast überall die GRÜNEN, denen sich andere Parteien in unterschiedlichen Allianzen anschliessen.

Der Circus wird nicht untergehen, aber wird sich wandeln, so wie er das schon immer gemacht hat. Denn Circusleute sind Realisten und passen sich immer dem Markt an. Denn die Grundmuster der meisten Circusprogramme sind seit 50 Jahren immer gleich geblieben, nur die Zelte, Kostüme, Beleuchtung und der Wagenpark haben sich verändert. Aber die Show dahinter ist unvergänglich gleich geblieben.
Mit circensischen Grüßen

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heinzstiel
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Re: Circus chancenlos?

Ungelesener Beitrag von heinzstiel » 04.11.2012, 13:39

Hallo,

dass der Circus wandelbar ist, stimmt hoffnungsvoll. Dann kann man aber als normaler Besucher nur die Vorstellung besuchen.
Die Tierschau und die Dressurproben waren auch immer ein schöner Anlass in die Circuswelt einzutauchen.
Ein Circus Roncalli und Cirque du Soleil haben auch ihren ganz besonderen Reiz. Aber als Außenstehender kann man am Circus nicht mehr so richtig teilhaben. Man muß außerhalb der Show draußen bleiben. Roncalli bietet da eine kleine Alternative mit dem Tag der offenen Tür in jeder Gastspielstadt.
Das Problem mit den Plätzen hätten wir in Aachen auch bald gehabt. Da stand der Bendplatz zur Disposition. Investoren schielten schon auf das Gelände. Dann hätten Circus und Kirmes in Aachen keinen Standplatz mehr gehabt. Glücklicherweise wurde der Bendplatz dem Eurogress (Veranstaltungs-Gesellschaft und Halle) übernommen. So wurde der Bendplatz Privatbesitz. Deshalb dürfen dort auf dem Platz keine Demonstrationen von irgendwelchen "Tierschützern" abgehalten werden. Da der Eurogress das Hausrecht hat, müssen diese Leute draußen bleiben.

Gruß Heinz
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