Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Geschichte des Circus, Geschichten, Anekdoten, Rückblicke, Circusmuseum und Circusbauten, Fotos, Programmhefte, ...
Bilder von Chapiteaus, Fahrzeugen, Wägen, sonstiges ..., der Gegenwart und der Vergangenheit.
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Wolfgang A.
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Wolfgang A. » 12.12.2008, 18:43

Kann das nur bestätigen. Auch ich bin dabei, meine Erlebnisse zu Papier zu bringen. Werde sie dann allerdings für meine Kinder und einige Bekannte im Selbstverlag verlegen.
Gruß Wolfgang A.

Wer einmal den Sägemehl-Staub der Manege im Hosenumschlag hatte, den lässt der Circus nicht mehr los.
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Admin » 12.12.2008, 18:53

Schult-Bjoernlys hat geschrieben: Meine Erlebnisse, sozusagen als Zeitzeuge des Nachkriegscircus habe ich einmal in mühevoller Kleinarbeit auf einer Schreibmaschine zu Papier gebracht. Das umfangreiche "Werk", angereichert mit vielen Photos, Verträgen usw. wurde von der damaligen Sektionsleiterin der Gellschaft der Circusfreunde, Korinna Lausch ( Karlsruhe )überarbeitet. Allerdings hätte ich mein "Werk" im Selbstverlag auflegen müssen.Der Kreis jener, die solche Berichte, es handelt sich ja da nicht um einen Roman, und dies noch von einer Person, die ja kein Dieter Bohlen war oder ist,lesen, kaufen würden, ist zu begrenzt. Diese Tatsache schien mir aber zu riskant,eine Sebstauflage drucken zu lassen, also liegt es bei mir im Regal, erlebte Geschichte....
Hallo Björn,

hast Du es auf Diskette ?
Der billigste Weg ist immer noch die Veröffentlichung im Internet. ;)
Mit circensischen Grüßen

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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Juergen P. » 12.12.2008, 20:44

Ich habe meine Erlebnisse rund um den Circus auch aufgeschrieben und mit Bildern versehen. Zum Drucken lohnt es sich wirklich nicht. Habe es hier im Forum mal angeboten - es waren ganze zwei Interessenten dafür.
Liegt bei mir in der Schublade bzw. auf CD im Schreibtisch. Es war auf jeden Fall interessant die über 25 Jahre Circus nochmals Revue passieren zu lassen - besonders die intensiven 20 Jahre mit der Familie Ursel und Leopold Vidlak und ihren Raubtieren in den verschiedensten Unternehmen.
Gruss Jürgen P.
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Admin » 12.12.2008, 22:06

Hallo Jürgen,

stelle die Inhalte Deiner CD doch in verschiedenen Beiträgen hier ins Forum unter "Mein Circusleben". Diese Rubrik richte ich gerne dafür ein. Dies gilt dann auch für Björn und andere hier. ;)
Mit circensischen Grüßen

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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Alexander Schoch » 13.12.2008, 12:43

Die einzige Möglichkeit solch ein Buch zu verlegen ist "Books on demand". Kosten etwa um 500 €, mit ISBN Nummer. Buch wird in Einzelanfertigung auf anfrage stückweise gedruckt.Verlage drucken mindestens 3000 Stk wobei sie eine garantierte Verkaufszahl von 1500 Stück garantiert haben möchten.Bei ungefähr 2000 Circusfans im deutschsprachigen Raum, etwa 10 % kaufen dann diese Bücher, ein utopisches Unterfangen.Zirkushistorie ist eben ein Randgebiet. Siehe auch mal GCD Circuszeitung, kaum noch Historie.Ein paar Spezialisten beschäftigen sich vielleicht damit. In Deutschland ist Geschichtsforschung nicht besonders envogue.
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Admin » 13.12.2008, 12:56

Alexander Schoch hat geschrieben:Die einzige Möglichkeit solch ein Buch zu verlegen ist "Books on demand". Kosten etwa um 500 €, mit ISBN Nummer. Buch wird in Einzelanfertigung auf anfrage stückweise gedruckt.
Das lohnt sich nur bei Direktvertrieb. Sobald man über den Buchhandel geht, rechnet sich das nicht mehr.
Habe selber einen kleinen Verlag http://www.burger-verlag.de und damit meine Erfahrungen gesammelt. Ein "schweres Brot", das sich nicht wirklich lohnt.

Wer sich damit beschäftigen will, sollte unter https://www.xing.com/net/autorenforum/ sich informieren.
Mit circensischen Grüßen

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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Alexander Schoch » 16.12.2008, 09:13

Selbst die Zirkusunternehmen haben oft keine Archive.Ihre eigene Geschichte kümmerte und kümmert sie eigentlich nicht. Erst in den letzten Jahren haben manche Unternehmen begonnen sich für ihre Geschichte zu interessieren.5 Museen in Deutschland (Preetz,Marburg,Güstrow,Klosterfelde und Magdeburg versuchen Geschichte zu konservieren und dem Besucher nahe zu bringen, geringe Besucherzahlen zeugen vom Interesse der Allgemeinheit.Zirkusgeschichte lebt von den Geschichten der Beteidigten. Nichts war spannender als wenn Artur Wallenda Grootefent,Karl Kossmayer,Siegfried Lichtenthal oder andere aus ihrem Leben erzählten.Zirkusgeschichte wurde zum Leben erweckt. Bücher sind sicher eine Quelle, wenn auch eine sehr trockene.Bilder,Plakate und Programmhefte sind ohne die "live" erzählten Geschichten nur Relikte.Zirkusgeschichte lebt nur wenn sie von den Akteuren erzählt wird.
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Klaus » 16.12.2008, 10:43

Das stimmt schon irgendwie, was Alexander hier sagt. Für meinen Geschmack braucht Circusgeschichte, um interessant zu sein, die Verbindung aus der Vergangenheit hin zur Gegenwart. Es ist ein umfangreiches Kapitel der Circusgeschichte zum Beispiel, wenn wir zurückblicken auf die Zeit des Circus Renz im alten Berlin, diese Circusbauten damals und die Programme, die man sich heute nicht mehr richtig vorstellen kann. Das ist aber alles passé, hat nichts mehr zu tun mit dem, was heute als Circus umherreist – da sind überhaupt keine Verbindungen. Keiner hat ihn noch selbst miterlebt, den Pferdecircus à la Renz mit seinen Reiterinnen und Pantomimen, die man heute vermutlich als theatralischen Kitsch abtun würde. Ein abstraktes und unklares Bild für uns heutige Circusfreunde.

Viel plastischer und interessanter erschien es mir zum Beispiel, mit Sacha Houcke jun. zu sprechen (ich hatte seinerzeit öfter was über ihn oder seine Familie in der CZ geschrieben). Das war lebendige Circusgeschichte, wenn der Sacha (der saß ja leibhaftig vor mir) von seinem Großvater erzählte, dem berühmten Jean Houcke, der selber eine Gestalt der Circusgeschichte gewesen war und berühmte Circusse geleitet hatte in verschiedenen Metropolen Europas. Sacha Houcke erwähnte die Persönlichkeit seines Großvaters, dessen Strenge usw., und er erzählte von den Gewohnheiten des "alten Circus". Das war lebendige Geschichte für mich.

Und wenn man früher einen der traditionellen Circusse besuchte (Rennbahncircus Franz Althoff, Williams, Carl Hagenbeck, Strassburger, Paula Busch usw.), so hatten die ja alle ihre große Geschichte hinter sich, die dann – mehr oder weniger wahrheitsgetreu – auch im Programmheft dargestellt war. Natürlich gibt es so etwas heute noch, man denke vor allem an Krone oder auch an Probst. Aber vieles hat sich inzwischen verloren, und die alternative Circusszene, der sogenannte "New Circus", hat ja aus verständlichen Gründen kaum Vergangenheit. Das Interessante an der Circusgeschichte verliert sich (so finde ich jedenfalls), seit jene Circusse, die selber auf eine große Geschichte zurückblicken konnten, immer weniger geworden sind.
Viele Grüße
Klaus
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Alexander Schoch » 17.12.2008, 09:13

Interessant an den "New Circusses" wird höchstens aus welchen Zusammenhang sie sich entwickelt haben.Cirque du soleil wird sicher in 50 Jahren Historiker beschäftigen.Die Gegenwart ist sicher die Vergangenheit von Morgen. Die traditionsreichen Unternehmen,so es sie noch gibt wie Krone haben es versäumt ihre Vergangenheit zu archivieren.Vielleicht interessieren sie sich ja nicht für ihre Wurzeln.Liegt das vielleicht daran, das die Pressesprecher oder PR-Manager gar nichts darüber wissen oder wissen wollen? Und selbst wenn, wie sollten sie diese Geschichte den Besuchern vermitteln? Im September 2009 versucht das Münchner Stadtmuseum die Zirkusgeschichte der Stadt München aufzuarbeiten. 2 Jahre Vorbereitungszeit. Und siehe da es gab und gibt nicht nur den Zirkus Krone in München. Auf der Theresienhöhe gab es schon vor den Krone-Festbauten ein Zirkusgebäude.So wie Leipzig die "Löwenschlacht" hatte, gab es in München die Hagenbeck "Elefantenkatastrophe", damals (1880) eine Sensation, und,und,und.Ich bin gespannt wie das Münchner Stadtmuseum die Zirkusgeschichte präsentieren wird.Wie viele Besucher werden wohl kommen?
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Klaus » 17.12.2008, 11:09

Dass die Circusse selber zwar Interesse für ihre Geschichte aufbringen, auf der anderen Seite aber wenig dafür tun, diese zu sammeln und zu archivieren, das kann ich schon nachempfinden. Die Hektik des Reisebetriebs, die fortlaufenden Probleme, die das Hier und Heute betreffen, lassen wenig Zeit und geben nicht die Muße her, die benötigt wird, um sich intensiv mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Auf der anderen Seite ist die Archivierung aber doch eine betriebsinterne Angelegenheit, so dass man außenstehende Circusfreunde, auch wenn sie das notwendige Interesse dafür aufbringen, an eine solche Arbeit nicht gern heranlassen wird.
Viele Grüße
Klaus
Alexander Schoch
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Alexander Schoch » 17.12.2008, 11:23

Große Unternehmen legen nicht mal ein Programmheft oder Plakate auf die Seite, geschweige denn ihre eigenen Pressemitteilungen.Es werden sogar alte Programmhefte,Plakate etc. entsorgt, d.h. sie landen in der Mülltonne.
Anfragen werden dann an Sammler gestellt,wenn man was über die eigene Geschichte wissen will.Ich kenne keinen Zirkus der sich mit seiner Geschichte beschäftigt. Hagenbeck besitzt ein umfangreiches Archiv, das auch Historikern zur Verfügung gestellt wird.Von Krone oder einem anderen ist mir dieses nicht bekannt.
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Klaus » 17.12.2008, 11:53

Ja, das hat mit den von mir oben geschilderten Gründen zu tun. Wenn das bei Carl Hagenbeck anders gewesen ist, so deshalb, weil es hierbei auch um den Tierpark ging, und der ließ – vor allem in den Wintermonaten – vermutlich ein ganz anderes, nicht von der Hektik des Reisens diktiertes Arbeiten zu. Da waren dann schon mal Mitarbeiter, die sich hierfür die Zeit nehmen konnten, man denke an Fritz Wegner, dem langjährigen Geschäftsführer der Hagenbeck´schen Circusse.
Viele Grüße
Klaus
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Jürgen K. » 17.12.2008, 20:31

Hallo zusammen,
dazu ein Erlebnis von mir vor ca. 4 Jahren bei Carl Busch.
Ich bin im Besitz eines ca. 50 Jahre alten Programmheftes des Circus Berlin Direktion Wille.
Das Programmheft ist für die damalige Zeit und für einen "Mittelzirkus" hervorragend gemacht: Neben der Programmbeschreibung noch sehr viele Bilder, die den Circusaltag beschreiben.
Mit diesem Heft bin ich in der Tierschau aufgekreuzt und wollte es dem Direktor Alfons W. schenken.
Vielleicht wäre ja für mich auch noch eine Ehrenkarte o.ä. "dringewesen".
Ich zeigte ihm also das gute Stück und war ziemlich überrascht über dessen Reaktion:
Zwar nicht unfreundlich, aber überhaupt nicht interessiert. So, als ob er davon noch eine größere Stückzahl im häuslichen Archiv liegen hat.
Also bin ich ziemlich konsterniert wieder abgeschoben.
Gruß
Jürgen

PS.: Ich war deswegen nicht böse, aber eben doch überrascht.
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Re: Circusgeschichte – wen interessiert das noch?

Ungelesener Beitrag von Fax » 18.12.2008, 00:18

Klaus hat geschrieben:Das stimmt schon irgendwie, was Alexander hier sagt. Für meinen Geschmack braucht Circusgeschichte, um interessant zu sein, die Verbindung aus der Vergangenheit hin zur Gegenwart. Es ist ein umfangreiches Kapitel der Circusgeschichte zum Beispiel, wenn wir zurückblicken auf die Zeit des Circus Renz im alten Berlin, diese Circusbauten damals und die Programme, die man sich heute nicht mehr richtig vorstellen kann. Das ist aber alles passé, hat nichts mehr zu tun mit dem, was heute als Circus umherreist – da sind überhaupt keine Verbindungen.
Aber, wenn man Geschichte genau betreibt, müsste man auch erwähnen, wie arm und erbärmlich manche rumgereist sind, bis sie dann mal groß wurden (z.B. Ernst Renz).
Keiner hat ihn noch selbst miterlebt, den Pferdecircus à la Renz mit seinen Reiterinnen und Pantomimen, die man heute vermutlich als theatralischen Kitsch abtun würde. Ein abstraktes und unklares Bild für uns heutige Circusfreunde.
Nun, Kitsch ist Kunst. Wenn man es genau nimmt, war Franz Althoffs Pferdepalast auch Kitsch, sowie auch Musicals genau betrachtet Kitsch sind. Aber deshalb muss es ja nicht schlecht sein; Hauptsache ist doch, dass es dem Publikum gefällt.
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