Stürme

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Stürme

Ungelesener Beitrag von Admin » 16.07.2007, 22:55

Bild
Sturmschaden im Januar 1975 auf dem Fredenbaumplatz in Dortmund

Stürme

Als vor ein paar Jahren der Orkan Lothar über Paris bis in die Schweiz fegte und Millionen Bäume wie Streichhölzer knickte, da flogen auch neun Chapiteaus weg. Das Circusfestival in Paris fiel aus, ebenso der Weihnachtscircus in Ulm und in anderen Städten.

Wer schon mal solche Stürme in Circuszelten live erlebt hat, der kann das Inferno erahnen, das in solchen Situationen herrscht. 1971 passierte dies dem Circus Barum-Safari in Mannheim. Kurz nach der Vorstellung fegte eine mächtige Böe über den Platz, stellte den Kassenwagen quer, schlitze das Zelt auf, knickte einen Gittermast und die Elefanten und Pferde standen plötzlich im Freien, da alle Stallzelte wegflogen. Das alles geschah in höchstens zwei Minuten!

Wenige Wochen vorher hatten wir einen schweren Sturm im Saarland und wir kämpften um das Zelt. Jeder von uns klammerte sich an ein Quaterpool (Sturmstangen) und tanzte damit rauf und runter. Dieses sprangen zwischen den Logen und Gradin hin und her und an jeder Stange einer von uns als Gewicht. Andere klopften draussen die Anker tiefer und fuhren Wagen vor das Zelt. Dies rettete das Chapiteau. Ähnliches erlebte ich noch mal in Österreich bei Elfie Althoff-Jacobi, wo wir einen Gewittersturm ähnlich durchlebten.

Ein Jahr später reiste ich einen Winter mit dem Zoo-Circo Nones (Guglielmo Nones und Guido Arata) durch Sizilien. Dort bauten wir das Zelt während stürmischen Winden auf, bei denen man in Deutschland sofort die Kuppel herunter gezogen hätte. Dabei rissen immer wieder Nähte, die man offen liess. Alle paar Wochen wurden diese wieder verschweisst. Dies war die wohl verrückteste Tournee, die ich je erlebt habe. Aber das wäre der Inhalt einer eigenen Geschichte.
Mit circensischen Grüßen

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Volker Reinke
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Re: Stürme

Ungelesener Beitrag von Volker Reinke » 16.07.2007, 22:56

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Sturm in Mannheim, wobei die gesamten Zeltanlagen (ausser dem Restaurationszelt) Opfer des Unwetters wurden. Es war ein heißer, schwüler Samstagnachmittag. Das Zelt war sehr gut gefüllt, die Vorstellung gerade zu Ende. Die meisten Besucher hatten bereits ihre Fahrzeuge auf dem davorliegenden Parkplatz erreicht. Aber ein Restbestand von ca. 120 Personen verharrten im Restaurationszelt der Dinge, die da kommen sollten. Ich hatte so etwas noch nicht erlebt. Mit lautem (offiziersähnlichen) Kommandoton wies ich das Publikum an, die ingesamt 25 Stangen festzuhalten. In vorderstere Front eine etwas übergewichtige Dame von schätzungsweise 125 Kg die zusammen mit mehreren Leuten die erste Mittelstange in Richtung Sturm eisern und sehr gewillt festhielten. Das Bild vergesse ich nie in meinem Leben. Das ging ruck zuck, die schweren E-Wagen und Kassenwagen (waren breit gegen die Sturmfront gestellt) sind ca. 20 Meter in Richtung Chapiteau gedrückt worden, alles war hin, Zelte gerissen, Mast geknickt und die Tiere standen im Freien (Franz Brumbach-Tiere). Der Fußballbundestrainer Sepp Herberger saß im Camping von Ball-Rico. Nach dem Sturm kam Gerd Siemoneit zu mir in die nicht beschädigte Restauration, mit verzweifeltem Gesicht sagte er zu mir: "Volker, bauen sie ab, wir packen ein, fahren nachhause". Enttäuscht fing ich an das Material und Ware in die Packwagen zu verladen. Nach ca. 30 Minuten kam Herr Siemoneit wieder zu mir und sagte: "sie können alles wieder aufbauen, Herr Geier schickt ein Ersatzzelt und Personal, so das wir den morgigen letzten Spieltag in Mannheim mit 2 Vorstellungen noch spielen können". Gesagt, getan, die Busch-Roland-Leute mit Betriebsleiter Kaiser kamen, bauten den "Schrott" ab und über Nacht das Ersatzzelt auf. Die ganze Nacht wurde gearbeitet (die Leute bekamen Tee mit Rum), konnten dann Sonntag Abend erneut regulär abbauen und unsere Tournee fortführen. Das beschädigte Zelt wurde zur Firma Stromeyer Bamberg zur Reparatur gebracht und nach ca. 6 Wochen hatten wir unser altes (damals noch im Besitz von Franz Brumbach) repariertes Zelt wieder. Der Mast wurde mit primitiven Mitteln wieder einigermaßen gerichtet. Seit der Zeit wurden bis nach der Bauabnahme immer die Regenkappen an den Masten geschnürt, da ein jeder sehen konnte (wenn er von unten nach oben schaute), das der eine Mast immer noch krumm war.
Mit circensischen Grüßen

Volker Reinke
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Felix
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Re: Stürme

Ungelesener Beitrag von Felix » 25.08.2008, 02:26

http://de.youtube.com/watch?v=RGvG-6EI0 ... re=related

russian circus fly by the wind


http://de.youtube.com/watch?v=tgUsvQRWo ... re=related

STORM STAATS CIRCUS VAN MOSKOU-HOLIDAY DRAMA
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Re: Stürme

Ungelesener Beitrag von Admin » 22.09.2009, 22:53

Mit circensischen Grüßen

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Ingo Böckmann
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Re: Stürme

Ungelesener Beitrag von Ingo Böckmann » 23.09.2009, 00:24

. . .kaum zu glauben,daß so ein Cirus-Chapiteau sich schneller selbstständig macht,als die meisten kleinen Campingzelte drumherum . . . ! :roll:
Da dieses ja eher ein Musikfestival war,könnte ich mir vorstellen,daß gerade kein geeignetes Fachpersonal anwesend war,um das Chapiteau vernünftig zu sichern!?
mit freundlichen Grüßen Ingo
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