Gedichte rund um Circus

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Gedichte rund um Circus

Ungelesener Beitrag von Admin » 26.10.2014, 00:47

Im Zirkus

Es drängt sich Kopf an Kopf, und jede Miene,
Ein jedes Auge Dich zu schauen begehrt.
Da teilet sich die sammetne Gardine,
In die Arena lenkest Du Dein Pferd.
Welch schönes Bild! vom Schlosse steigt hernieder
Auf schwarzem Ross des Ritters blondes Weib,
Ein adlig Haupt und königlich die Glieder,
Wie wieget sinnberauschend sich Dein Leib!
Es knirscht der Zelter schäumend in den Zügel,
Doch lenket ihn längs der Arena Rand
Der schönste Fuß im silberblanken Bügel,
Die zügelkund’ge schönste Frauenhand.
Und wieder öffnet sich die Purpurpforte:
Drei Renner stürzen mutbeseelt hervor.
Da tönt Deib partez! und dem einen Worte
Folgt willig gleich der Rosse wilder Chor.
Gang folgt auf Gang in tadelloser Reinheit,
Die Changez wechseln mit den Volten ab,
Nun zeigen sie der Fesseln ganze Feinheit
In hoher Schule leicht beschwingtem Trab.
Ein Peitschenknall: sie steh’n gebannt zur Stelle
Bewegungslos in ihrer Herrin Näh’.
Ein Ruf: en haut! und wie mit Blitzschnelle
So ragen ihre Leiber in die Höh’.
Dann Partez au galopp! Die Flanken beben,
Die Nüstern dampfen und die Funken sprüh’n.
Du sprengst hinaus und ach! mit Dir entschweben
Mir meines Lebens schönste Phantasien.
Die Menge jubelt; neue Bilder lenken
Ihr Auge ab von Dem, was jüngst geschehen.
Ich aber muss das Eine immer denken:
Wenn doch Du fliehet, warum musst’ ich Dich seh’n?

Rudolf Draeger
Mit circensischen Grüßen

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Re: Gedichte rund um Circus

Ungelesener Beitrag von Admin » 26.10.2014, 00:48

Zirkus

Die Puppen laden hölzerne Geschütze.
Schon sinkt
Im Korktod
Dummer August blass.
Geschminkte Hände halten
Säbelblech.
Der Wangen rote Tulpen
Blühen faul.
Die Augen (sanfte Augen der Natur)
Entgleiten maulwurfunterwürfig in den dunklen
Erdbraunen Nachtgott.
Ihn ersah
Zum Ziel sich die bedeutende Strategin,
Die Liebe, die durch tausend Reifen sprang,
Auf Pferdchen äffchensamt geritten,
Den Himmel der Manege spaltete.
Vom Turmseil schwirrte
Der entthronte Künstler.
Der Kopf
Frass blutend Sägespäne.
Und die Hände
(Die schönen Hände, die den Balancierstock schwangen,
Den silbernen, mit Löwenkopf gezierten)
Sie riefen Hilfe im Ertrinken,
Versinken unterm Sand.
Das Publikum
Schoss Beifall aus kanonengleichen Mäulern.

(Alfred Henschke) Klabund
Mit circensischen Grüßen

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Re: Gedichte rund um Circus

Ungelesener Beitrag von Admin » 26.10.2014, 00:50

Der Zirkus-Tross

Ein Zirkus kommt mit Tross und Wagen,
zur Stadt herein kommt er gefahren,
im Gänsemarsch rollt er daher,
gleich einer Karawane, schwer

beladen mit den großen Planen,
die dann das Zirkuszelt bespannen,
dem folgen Wagen mit den Tieren,
mit Löwen, Tigern, Fliegen schwirren

herum um ihre langen Schwänze,
Schlangen, die verpackt zur Gänze
in Truhen auf den Lastern hausen,
Kapuzineräffchen in ihren Klausen.

Giraffen, die die Hälse recken,
Kamele, die am Gitter schlecken,
kurzum, die halbe Arche Noah,
ist hier versammelt. (auch die Boa)

Zum Schluss die Gaukler, Clowns, Artisten
in Wohnwägen, und Zirkuskisten
geladen auf dem Sattelzug...
Nun ist es aber bald genug !

Im letzteren der Wagen reist
was seinen hohen Stand beweist,
der Direktor dieser Sippe,
als Schlusslicht. (wahrlich kein Gerippe)

© Franz Christian Hörschläger
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Re: Gedichte rund um Circus

Ungelesener Beitrag von Admin » 26.10.2014, 00:54

Circus Quaiser

Wenn Masten stolz gen Himmel ragen
ein großes Zelt ganz sicher tragen
Reklame schon in jedem Blatt
ist Circus Quaiser in der Stadt.

Manege frei, das Spiel beginnt
Artisten turnen pfeilgeschwind
ganz oben unterm Zirkuszelt
schon bist du in der Zauberwelt.

Pferde traben nun im Rund
die Flamme aus dem Feuerschlund
lässt Popkorn und das Eis vergessen
die Kinder staunen nur stattdessen.

Der Seiltänzer springt durch den Reifen
der Clown beginnt sich einzuseifen
im weiten Rund braust der Applaus
ach wär doch dieses Spiel nie aus.

Heinz Bornemann

http://www.hhbornemann.de/seite665.htm
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Re: Gedichte rund um Circus

Ungelesener Beitrag von Admin » 26.10.2014, 20:18

Circus

Wandern wie Nomaden
aufbauen das Zelt
stellen der Wägen
erwarten der Leute.

Plakate werben
Zeitung berichtet
Ermäßigungen locken
Unechte Freikarten bluffen.

Fahrend Volk
hinter schützenden Zäunen
die Freiheit vorgaukelnd
eingesperrt in sich selbst.

Harter Alltag
ohne Nostalgie
voll Überlebenskampf
und Knochenarbeit.

Leichtigkeit und Lächeln
im Scheinwerfer der Manege
Saltos, Kapriolen und Humor
der Peitschenknall als Final.

Jeden Tag aufs Neue
zweimal den vielfachen Salto
bei Hitze und Kälte
bei Mens und Muskelschmerz.

Das Publikum staunend
träumend dieses Zaubers
verzückt in die Kostüme
und Anmut schöner Körper.

Peter Burger
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Re: Gedichte rund um Circus

Ungelesener Beitrag von Admin » 28.10.2014, 11:01

An die Kunstreiterin Pauline Cuzent (1846.)

Ein armer Liedersänger muß
Dich Treffliche besingen,
Er sucht sich auf den Pegasus,
So gut es geht, zu schwingen.

Wiewohl er Raum zum Sitzen fand,
Doch hindern ihn die Flügel;
Nur eine sich're Meisterhand
Führt mit Erfolg den Zügel.

Denn Pegasus, das Musenpferd,
Ist nicht im besten Gange;
Mir wird, erwäg' ich deinen Werth,
Für meine Leistung bange.

Die Schule ward ihm längst zur Pein,
In unsern wirren Zeiten;
D'rum, willst du gut besungen sein,
Mußt du ihn Schule reiten.

Lass' "Kapitain", lass' "Buridan",
Lass' "Auriol", lass' "Robert";
Du hast auf diesen in der Bahn
Schon Ruhm genug erobert.

Ach setze dich auf "Pegasus"
Ja, den nimm in die Lehre,
Mit Sporn und Gerte, Wort und Kuß,
Gewiß macht er dir Ehre.

Daß er nicht plan- und regellos
Voll wilder Launen schweife,
Nicht mehr zu kecken Sprüngen bloß,
In rascher Hast ausgreife;

Daß er mit inn'rer, fester Kraft
Auch Anmuth sanft verbinde
Und selbst im Sturm der Leidenschaft,
Den Weg des Schönen finde!

Ja fuhre ihn, ja reit' ihn zu,
Mit lächelnder Geberde,
Mit deiner lieblich-stolzen Ruh',
Du Herrscherin zu Pferde.

Und stieg'st du ab, sodann mag sich
Ein Dichter auf ihn schwingen;
Pauline, dann besing' er dich,
Dann wird das Lied gelingen.

Karl von Holtei . 1798 - 1880
Mit circensischen Grüßen

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