Aus dem Ländersache Forum

Was nicht direkt mit Circus zu hat und dennoch informativ für Circusleute und Circusfreunde ist.
Bernhard
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Aus dem Ländersache Forum

Ungelesener Beitrag von Bernhard »

Dieser Artikel entstand als Reaktion auf die Äußerungen eines Circusgegners im Forum des SWR. Aus Platzgünden veröffentliche ich ihn hier in zwei Teilen.

ANFANG TEIL 1

Der Circus kommt ! Artisten, Clowns und exotische Tiere bringen Unterhaltung und Abwechslung in den oftmals eintönigen Alltag der Menschen. Doch neben den üblichen Organisationsschwierigkeiten hat sich für das „fahrende Volk“ ein neues bisher nicht gekanntes Problem entwickelt. Oftmals zeugen zerstörte Plakate davon, dass eine kleine, radikale Minderheit es sich in den Kopf gesetzt hat das einzige wirklich freie europäische Kulturgut, nämlich den Circus zu zerstören.
Wäre es nicht viel besser, wenn derjenige welcher den Circus nicht mag ihn einfach nicht besuchen würde, anstatt anderen vernünftigen erwachsenen Menschen vorschreiben zu wollen, was sie in ihrer Freizeit zu tun und zu lassen haben ? Natürlich wäre es das, aber dann wäre gewissen Leuten ja eine willkommene Möglichkeit genommen, sich als vermeintliche Gutmenschen gegenüber einer Minderheit aufzuspielen, und gerade deshalb wird sich diese Form von Vernunft in absehbarer Zeit nicht durchsetzen können.
Es ist schon verwunderlich mit welcher negativen Energie und Rhetorik die entsprechenden Kreise inzwischen gegen Circusleute und Circusfreunde vorgehen.
Gerne argumentieren Tierrechtler mit solch wagen Begriffen wie der Würde von Tieren. Das Hauptproblem besteht bei dieser Argumentation allerdings darin dass ein eindeutig menschlicher Begriff eins zu eins auf tierisches Verhalten übertragen wird. Dabei projizieren sie ihre Vorstellung von Würde auf die Tiere, obwohl die Würde außerhalb der Dimension von tierischem Denken liegt. Ein Tier fühlt sich entweder wohl wenn dem Bedürfnis nach Nahrung, Bewegung und Kontakt zu anderen genüge getan ist, oder eben nicht, mit ‚Würde’ kann ein Tier aber nichts anfangen. Das heißt, nur der Zuschauer kann eine Vorführung als würdevoll oder würdelos empfinden, worin darin aber bei den gängigen Tiernummern im Circus kein Problem besteht. Denn was ist darin „würdelos“ wenn ein Raubtier beim laufen über einen Balken die gesamte Schönheit seiner Bewegung demonstriert. Die meisten Menschen empfinden in diesem Augenblick höchste Achtung vor der Schönheit dieser Geschöpfe Gottes. Übrigens viel mehr als wie wenn diese Tiere in manchen Dokumentarfilmen als reine Fress- und Tötungsmaschinen dargestellt werden. Dies sei vor allem denjenigen gesagt, die den Kontakt zu exotischen Tieren durch Filme ersetzen wollen.

ENDE TEIL 1
Bernhard
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Re: Aus dem Ländersache Forum

Ungelesener Beitrag von Bernhard »

TEIL 2 :

Immer wieder ist von Seiten der Tierrechtler von in engen Käfigen eingesperrten Tieren die Rede. Vergleicht man diese Äußerungen jedoch mit der Tierhaltungswirklichkeit auf deutschen Circusplätzen, so kommt man zu einem anderen Ergebnis. Fast alle Circusunternehmen und selbstständige Artisten haben in den letzen fünfzig Jahren kontinuierlich in die Weiterentwicklung ihrer Tierhaltung investiert. Nun sollte ihnen auch die Perspektive gewährt werden ihre Existenz weiterhin mit dieser Arbeit bestreiten zu können. Ja, die Raubtiere haben einen Käfigwagen, als Schutzraum, Ruhemöglichkeit und Transportmöglichkeit, aber daneben befindet sich ein großzügig bemessenes Außengehege in dem die Tiere ihrem Bewegungsbedürfnis nachkommen und sich Wind und Wetter aussetzen könnten. Nur kann man oft die Beobachtung machen: Obwohl der Schieber geöffnet ist ruhen die Raubtiere im Innengehege, anstatt im Außengehege zu „I just can not wait to be king“ zu tanzen. Denn: ein Raubtier hat keinen so hohen Bewegungsdrang, wie dies von den Tierrechtlern gerne dargestellt wird. Diese Tiere gehen mit der ihnen zur Verfügung stehenden Energie sehr vernünftig um. Und wenn die Reviere eindeutig sind, und der Raubtierkutscher das Frühstück ans Bett bringt, sind auch keine unerfüllbaren Forderungen an die Größe der Gehege zu stellen.
Ja, die Elefanten sind daran gewöhnt angebunden zu werden, aber eben ausschließlich über Nacht und zu Pflegemaßnahmen. Tagsüber befinden sich die Tiere im Innen- oder Außenpaddock.
Auch viele Zoos stellen heutzutage fest das die Tiere gerne Aufgaben lösen und ihr Tagesablauf mit Beschäftigungen bereichert werden kann. Dies wird den Zoobesuchern als ;behavoral enrichment’ als etwas gänzlich Neues verkauft. Im Circus wird dies allerdings bereits Seit Jahrhunderten praktiziert.
Beschäftigung, Erziehung und Ausbildung von Tieren im Circus ist heutzutage kein ‚abrichten’, sondern eine Art angewandte Verhaltensforschung. Tatsächlich war es Hagenbeck, der in der gerade bei der Ausbildung von Raubtieren die entsprechende Theorie mitbegründet hat, und wichtige Neuerungen wie den Zentralkäfig einführte. Bei der verhaltensgerechten Tierdressur wird der Tierlehrer selbst Teil eines wechselseitigen Prozesses in seiner Tiergruppe. Durch verbale und non - verbale Sigale macht er sich seinen Tieren verständlich und arbeitet die Verhaltensmerkmale heraus. Beim Rufen der Namen spielt die Stimmlage des Tierlehrers eine wichtige Rolle. Zu den Non – verbalen Signalen gehöhrt sehr wohl das touchieren, was als nicht schmerzhafte Berührung mit Gerte Dressurstab oder Peitschenschnippe definiert werden kann. Gerade dies trauen die Tierrechtler den Tierlehrern anscheinend nicht zu. Dazu ein anschauliches Beispiel. Man Stelle sich vor eine Person klopft einem guten bekannten lobend auf die Schulter oder stößt ihn sanft mit dem Ellenbogen an um seine Aufmerksamkeit zu erwecken. Ein Dritter der das ganze sieht beschuldigt die betreffende Person „Sie haben ihn wüst geschlagen !“ In dieser Zwischenmenschlichen Situation würde man den Ankläger sicherlich für nicht zurechnungsfähig halten. In der Diskussion um Tierdressur schaffen sich gewisse Kreise jedoch mit Argumenten und Anklagen auf dem selben Niveau Gehör. Das Wichtigste bei der Ausbildung von Tieren ist allerdings ihren natürlichen Spieltrieb zu fordern so lieben es Raubkatzen hinter dem Ende der Dressurgerte her zu jagen, wie man es auch von den Hauskatzen kennt. Dadurch können Raubtiere ohne dass man sie mit der Hand berühren müsste an bestimmte Stellen gelockt und zu bestimmten Handlungen animiert werden. Durch zusprechen und dem Geben von Belohnungen werden diese Übungen gefestigt. Darin liegt meines Erachtens überhaupt nicht unmoralisches. Da es sich um einen ganz natürlichen Vorgang handelt, dass Tiere Handlungen in der Erwartung einer für sie positiven Konsequenz unternehmen.

Glücklicherweise stimmen in der Frage Tiere im Circus jedes Jahr Tausende von Menschen mit den Füßen ab, indem sie einen der vielen Reise- oder Weihnachtscircusse mit seinen Tiernummern besuchen. Während tierlose Produktionen oftmals keine vergleichbaren Erfolge feiern können. Lassen Sie mich zum Abschluss Daniel Renz zitieren, der es in einer Vorstellung einmal folgendermaßen auf den Punkt gebracht hat „ Was wäre ein Circus ohne Tiere, vielleicht ein reisendes Variete, vielleicht etwas vergleichbares, aber sicherlich kein Circus !“

In diesem Sinne auch weiterhin:
Vorhang auf und Manege frei – natürlich mit Tieren !

Bernhard Eisel
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