50 Euro Strafe pro Plakat in der Landeshauptstadt
Zirkus Aeros lockt noch bis zum Sonntag mit Akrobatik, Feuershow und Dressur nach Elxleben
So viele Gelegenheiten, in den Zauber der Manege einzutauchen, wird es in Elxleben so schnell nicht wieder geben. Erst in einem Jahr wird der größte Zirkus des Ostens wieder seine Zelte an der Bundesstraße 4 aufschlagen. Voraussichtlich wieder für das erste Gastspiel der neuen Saison, bei dem stets etwas länger vor Ort geblieben wird. Nicht nur, um die neue Show zu perfektionieren, auch, um die Zeit außerhalb der Vorstellungen für Proben zu nutzen – und weil der gefrorene Boden des Frühjahres keine häufigen Standortwechsel erlaubt.
Vom 2. bis zum 18. März wurde und wird dem Publikum das neue Programm des Zirkus Aeros präsentiert. Wieder gehören dazu einige Absolventen der Akrobatikschule, die vor ihrem Wechsel in Theater oder Varieté das unvergleichbare Leben unter dem Fahrenden Volk erleben, die von der Pike auf das Geschäft erlernen möchten – und nicht selten ein Leben lang dabei bleiben. Neu ist im aktuellen Programm auch der Auftritt von Marvin Schmidt, der diesmal nicht als Clown, sondern als Feuerspucker in die Manege tritt.
Der Bruder von Zirkusdirektorin Juliana Schmidt wird mit jedem Auftritt etwas besser, bestätigt Vater Bernhard. Was wohl auch daran liegt, dass er sein Lehrgeld längst bezahlt hat – mit einem Krankenhausaufenthalt nach einem Arbeitsunfall in Leipzig. Was für Außenstehende so einfach aussieht, erfordert viel Übung und Praxis, vor allem eine exakt ausgewogene Spritmischung. Von der Nachahmung wird dringend abgeraten – und dies nicht nur wegen der ganz besonderen Geschmacksnote, mit der sich selbst professionelle Feuerkünstler nur schwer anfreunden können.
So wie der Rest des 35-köpfigen Zirkusteams ist auch Feuerspucker Marvin auf Tour für fast alles mit zuständig. Vom Auf-und Abbau bis zur Betreuung der Gäste und dem Füttern der Tiere. Ein Zirkus funktioniert nur als Team, erklärt Bernhard Schmidt, der vor der Übergabe an seine Tochter lange die Rolle des Direktors ausfüllte. Als Zirkus habe man es heute vier schwerer zu überleben, als in den besseren Tagen.
Elxleben war erster von 40 Gastspielorten
Oma, Opa und Enkel sind heute das Hauptklientel, die Jugendlichen seien als Besucher fast komplett weggebrochen, die klicken Zirkusattraktionen im Internet an – und werden das ganz besondere Flair wohl erst erleben, wenn sie selbst Großeltern sind. Das Überleben schwer gemacht wird dem Fahrenden Volk auch durch die gestiegenen Kosten. Standgebühren, Futter, Strom und Sprit müssen bezahlt werden – selbst das Sägemehl für die Manege, das es früher zum Null-Tarif gab, ist inzwischen kaum noch bezahlbar, seitdem es als Pellets zu Geld gemacht werden kann.
Und dann ist da noch die Werbung, auf die ein Zirkus wie kaum eine anderes Geschäft, angewiesen ist. In Erfurt hingen die bunten Plakate, die bei Kindern für erwartungsvoll strahlende Augen sorgen, nur ganz kurze Zeit. Man beeilte sich im Erfurter Ordnungsamt, für Ordnung zu sorgen, drohte dem Zirkus eine Strafe von 50 Euro pro Plakat an, wenn sie nicht entfernt würden. Selbst an privaten Grundstücken dürfe in Erfurt nicht mehr für den Zirkus geworben werden, beklagt Bernhardt Schmidt. Auf „Flächen, die vom öffentlichen Verkehrsraum einsehbar sind“, so wurde es vom Ordnungsamt formuliert, darf für den Zirkus nicht geworben werden. „Hinter der Hecke dürfen wir noch“, vermutet Schmidt. Die Preise, die für die „regulären“ Werbeflächen der Landeshauptstadt verlangt werden, könne sich der Zirkus nicht leisten ...
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